Duales Studium
Bei den Deutschen Eiskunstlaufmeisterschaften auf dem Titisee im Februar 1925 wird Werner Rittberger Deutscher Meister. Angeblich muss er auf der Eisfläche des gefrorenen Sees für seinen Sprung so viel Schwung holen, dass er sich gleich doppelt dreht – eine Premiere. Denn bis dato konnte er seinen berühmten, 1909 in Berlin entstandenen „Rittberger“ nur einfach springen. Der „doppelte Rittberger“ war geboren. Der „doppelte Ripperger“ hingegen kommt fast sieben Jahrzehnte später am 23. Juli 1994 auf die Welt – die Zwillinge Lars und Lucas Ripperger. Und da die beiden seitdem unzertrennlich sind, arbeiten sie heute im gleichen Unternehmen, auf dem gleichen Stockwerk in der gleichen Abteilung: im internationalen Opel Produkt Marketing im Adam Opel Haus. Hier arbeiten sie im Team an verschiedenen Projekten und übernehmen eigenverantwortlich Aufgaben aus dem Tagesgeschäft. Wobei Lucas mit fünf Minuten Vorsprung bei der Geburt der „Größere“ ist, im Bereich für die großen Fahrzeuge, also Nutzfahrzeuge, arbeitet und der „kleine“ Lars im Bereich Small und Mini, also für die kleineren Fahrzeuge tätig ist.
Und wie kommt man als Zwillingsbrüder gemeinsam in die gleiche Abteilung des gleichen Unternehmens?
„Wir haben uns beide für ein Duales Studium bei Opel beworben, saßen nebeneinander beim Einstellungstest. Als ich einige Wochen später meinen Ausbildungsvertrag abgeholt habe, hat man mir den Vertrag für meinen Bruder gleich mit in die Hand gedrückt“, erzählt Lucas Ripperger als wäre es das nächstliegende der Welt.
Obwohl in der Welt der Ripperger-Brüder ist es das auch. Schon in der Kindheit und Jugend wurde alles gemeinsam unternommen. Brüderliche Rivalitäten gab es nicht. Weder beim Hockey, noch beim Musikverein und schon gar nicht in der evangelischen Jugendbewegung. Wenn sie alte Fotos von sich anschauen wissen sie oft selbst nicht genau, wer nun wer ist. Den Freundeskreis haben sich schon immer geteilt. Den Friseur auch. Beim Essen haben beide Lust auf Fleisch. Tomaten bleiben grundsätzlich auf dem Teller liegen. Der Urlaub wird gemeinsam verbracht. Der Familienhund zusammen ausgeführt und bei der Fahrt zur Arbeit wird sich abgewechselt.
Lars Ripperger
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Alter: 21
Ausbildung: Industriekaufmann im BWL-Studium
Arbeit: Internationales Produkt Marketing
Auto: Corsa, Color-Edition,
OPC-Line mit 150 PS
Hobby: Mit Freunden treffen
Lucas Ripperger
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Musik: Saxophon (Lars),
Trompete (Lucas)
Sport: Ausdauer- und Kraftsport
Fußball: Eintracht Frankfurt
Sternzeichen: Löwe
Eigenschaften: Kommunikativ, aufgeschlossen, sozial
Immer alles gemeinsam? Und immer nur Harmonie? Kann das sein? Die beiden zucken fast entschuldigend mit den Schultern. „Wir freuen uns, dass wir alles teilen können“, sagt Lars. „Und als Team ist man ja auch einfach stärker als einer allein.“ Selbst die für Zwillinge typische Frage nach Streichen, müssen Lucas und Lars abschlägig beantworten. Das gleiche Aussehen wurde nie ausgenutzt. Dazu sind die beiden Jungs einfach zu nett und höflich – so etwas würden sie sich schlicht nicht herausnehmen.Doch. Einen kleinen Unterschied gebe es: Lars ist der etwas größere Autonarr. Beide sind zwar sowohl von ihrem Ausbildungsmodell, als auch von den „hammermäßig geilen Produkten“ von Opel total begeistert. Beim Thema Auto hat aber Lars ganz leicht die Nase vorn. Er ist nicht nur der etwas sportlichere Fahrer, er ist auch immer auf dem neuesten Stand, was sich in der Szene tut. Deshalb lässt Lucas auch Lars den Vortritt, wenn es um die Auswahl der Leasing-Autos geht. Beide fahren das identische Automodell. Und immer einen Opel.
Fragt man, ob dann über den Vorschlag von Lars diskutiert wird, oder ob er gar der Bestimmer ist, blickt man in zwei verständnislose Augenpaare. „Diskussionen sind nicht notwendig, weil wir ja sowieso den gleichen Geschmack haben“, stellt Lucas, der Ältere, fest.
Die Brüder arbeiten als echte Rüsselsheimer Jungs in vierter Generation bei Opel.
Privat ist den beiden die Familie das wichtigste. Sie wohnen zusammen mit ihren Eltern und ihrer Oma in einem Mehrgenerationenhaus in Rüsselsheim unweit der Kultbäckerei Hofferberth. Am liebsten würden sie in Rüsselsheim wohnen bleiben und vielleicht einmal zusammen ein Haus bauen. Und ihr weiteres Berufsleben bei Opel verbringen. Immerhin entstammen sie einer Opel-Familie. Der Urgroßvater arbeitete als Meister und Luftschutzwart bei Opel, der Opa hat Modellbauer gelernt und sein gesamtes Berufsleben bei Opel verbracht, auch Mutter, Vater und Tante haben bei Opel gelernt. Das prägt.
Einen Unterschied gibt es doch.
Für das Opel Post-Fotoshooting haben die Brüder extra das gleiche Outfit gewählt. Im Job ist das die Ausnahme. Um es den Kollegen im internationalen Produktmarketing einfacher zu machen, ziehen sie inzwischen ganz bewusst unterschiedliche Kleidung an. Als Lars das erzählt, knöpft sich Lucas gedankenverloren das Jackett zu, worauf es ihm Lars mit genau der gleichen Geste gleichtut. Das hat fast ein bisschen was von Synchronschwimmen. Das Erstaunliche ist aber, dass diese ganzen Überschneidungen überhaupt nicht seltsam wirken. Bei den beiden aufgeschlossenen und kommunikativen Rüsselsheimer Jungs wirkt nichts aufgesetzt. Für sie ist die Tatsache, dass es sie zwei Mal gibt, einfach ganz normal. Eine Sache, bei der sich die beiden unterscheiden, fällt ihnen jetzt aber doch noch ein: „Kürzlich wollte ich das iPhone meines Bruders mit der Fingerabdruckerkennung entsperren“, erinnert sich Lucas. „Das hat aber nicht geklappt.“
Februar 2016