Spannung pur am Genfer See. 58 renommierte Journalisten aus ganz Europa vergeben die entscheidenden Punkte. In wenigen Minuten wird feststehen, welcher der sieben Finalisten das „Auto des Jahres 2016“ sein wird. „Phuuu“, lässt Jean-Philippe Kempf seine Nervosität heraus. Gebannt blickt der Opel-Manager für internationale Produkt- und Markenkommunikation auf eine gigantische LED-Wand. Darauf ist gerade die Wertung aus Spanien erschienen. Nun fehlen nur noch die Punkte aus Schweden, der Schweiz, der Türkei und Großbritannien.
An diesem 29. Februar geht es in Genf zu wie sonst beim Eurovision Song Contest. Hier wird aber nicht um die berühmten „twelve points – douze points“ gezittert. Hier, wo in jedem Jahr der Genfer Automobil-Salon beginnt, geht es um sieben Autohersteller, die unbedingt den heiß begehrten Titel „Auto des Jahres 2016“ einfahren wollen. Mit den Punkten der spanischen Journalisten wächst der Vorsprung des neuen Astra auf den Zweitplatzierten erstmals auf satte 29 Punkte.
DER KUGELSCHREIBER DREHT SICH
Die Vorentscheidung? „Noch ist alles offen“, murmelt Kempf und blickt weiter gebannt auf die Monitore. Seine Anspannung ist greifbar, unaufhörlich und rabiat dreht er einen Kugelschreiber zwischen den Fingern.
Die „Auto des Jahres“-Sieger von Opel
Mit dem aktuellen Titel fährt Opel insgesamt bereits zum fünften Mal den Sieg ein. Als erstes Blitz-Modell gewinnt der Kadett E 1985 die begehrte Auszeichnung, zwei Jahre später folgt der Omega A. Zuletzt holt Opel zwei Mal den Preis – 2009 mit dem Insignia und 2012 mit dem Ampera.
1985 Kadett E
1987 Omega A
2009 Insignia
2012 Ampera
2016 Astra K
„Die Journalisten waren hellauf begeistert!“
Jean-Philippe Kempf
Opel-Manager für internationale Produkt-
und Markenkommunikation
Kein Wunder, hat der PR-Experte doch sehr lange auf diesen Tag hingearbeitet. Fast ein Jahr hat der Franzose mit seinem Team Testfahrzeuge für die COTY-Juroren (Aus dem Englischen: Car of the Year) ausgewählt, Präsentationen erstellt und Vorträge gehalten – alles, um die Jury vom neuen Astra zu überzeugen.
DER TERMINMARATHON BEGINNT IM APRIL 2015
„Bei jeder Veranstaltung haben wir einen anderen Schwerpunkt gesetzt. Angefangen hat es im April 2015, als die ersten COTY-Mitglieder den getarnten Astra gefahren sind. Die Journalisten sollten damals einen ersten Eindruck von den neuen Diesel- und Benzinmotoren sowie vom Handling des Fahrzeugs bekommen“, blickt Kempf wenige Stunden vor dem Genfer Finale zurück. „Die Jury sollte sofort wissen: Wir haben auf sie gehört und uns die Kritik am Astra-Vorgänger zu Herzen genommen.“ Was er meint: Der Neue bietet – obwohl er kürzer geworden ist – mehr Raum und Komfort, er ist bis zu 200 Kilogramm leichter und hat effizientere Motoren unter der Haube.
Doch die erste Fahrt war nur ein Warm-up, denn bis zur Nominierung der sieben Finalisten folgte ein wahrer Terminmarathon. Im September fand der Astra-Launch in Bratislava statt. Im Oktober testete die Jury im dänischen Tannis 61 Neuheiten des europäischen Automarkts. Rund zwei Monate später standen die Finalisten dann fest. Und der Astra K war immer noch dabei. Ein Mitglied der glorreichen Sieben! Während der Winter kälter wurde, begann für Kempf und sein Team die heiße Phase. Im Januar war die Jury im Opel Test Center in Rodgau-Dudenhofen zu Gast. Dort lag der Fokus auf dem adaptiven IntelliLux LED Matrix-Licht. Kempf: „Die Journalisten waren hellauf begeistert!“ Zwei Wochen vor der Preisverleihung standen die letzten Tests in Mortefontaine an.
STAUNEN DANK OPEL ONSTAR
Eine Autostunde nördlich von Paris prüften die COTY-Journalisten erstmals alle Finalisten gleichzeitig. „Dort haben wir vor allem die innovativen Fahrerassistenz-Systeme des Astra sowie die Infotainment-Möglichkeiten demonstriert und erneut viel positives Feedback bekommen.“ Die Palette von Sicherheitssystemen sowie der Online- und Service-Assistent Opel OnStar habe die Jury zum Staunen gebracht.
Mortefontaine, Rodgau-Dudenhofen und Tannis sind aber in diesem Moment weit weg – als die Entscheidung in Genf nur noch ein Land entfernt ist. Jetzt liegt das Schicksal des Astra in den Händen der sechs Journalisten aus Großbritannien, die als letzte ihre Punkte vergeben. 26 Zähler liegt der Astra noch vorne. Und dann überschlagen sich die Ereignisse.
„ADVENTURE OF A LIFETIME“
Schneller als PR-Mann Kempf seinen Kugelschreiber kreisen lässt, erscheint die Wertung aus dem Vereinigten Königreich auf den Anzeigetafeln. Der Astra bleibt vorn. Kempf springt auf, jubelt, umarmt seine Kollegen – und als dann „Adventure Of A Lifetime“ von Coldplay ertönt, liegt wieder dieser Hauch des Eurovision Song Contest in der Luft.