OPEL AUF DER
TECHNO CLASSICA 2016
Mit über 2500 Fahrzeugen im Angebot, 1250 Ausstellern aus 30 Nationen und 200 Club-Ständen festigte die 28. Techno Classica in Essen (6. bis 10. April) ihren Ruf als weltgrößte Messe für Oldtimer- und Liebhaberautos. Opel nimmt seit rund zwei Dekaden an der Messe teil. Dieses Mal stand der Auftritt ganz im Zeichen des GT: Das Publikum bekam gleich fünf historische Versionen des Coupé-Modells zu sehen. Zum einen den Ur-GT von 1965, genannt Experimental, und den roten Serien-GT. Zum anderen drei Vertreter der Fahrzeugveredelung: die GT von Conrero, Gerent und Irmscher. Hinzu kam der Star des Messeauftritts: der neue GT Concept.
Gerade haben sich die Pforten zur weltgrößten Klassikmesse der Branche geöffnet, und schnell wird klar: Man muss als Aussteller einiges aufbieten, um auf der Techno Classica in Essen die Herzen höher schlagen zu lassen. Dem Opel-Stand in Halle 2 gelingt das bestens. Ein Besucher ist gerade dabei zu gestehen, dass seine Herzfrequenz die Werte eines Kolibris erreicht hat. Den Mund geöffnet, umkurvt Jürgen Hechler aus Köln minutenlang die Exemplare mit dem Blitz, reibt sich im Anschluss das Kinn und sagt: „Allein vom Angucken weißt Du, wie es sich anfühlt, diese Geschosse zu fahren. Wahrscheinlich war wirklich nur Fliegen schöner.“
DIE DEFINITION VON COOLNESS
Es ist eine Anspielung auf den Werbeslogan, der die hier ausgestellten Opel-Fahrzeuge zu jener Zeit begleitete. So emotional wie der Fan mit dem rasenden Herzen reagieren auch die meisten anderen Standbesucher. Ihr Verhalten zeigt, dass sie ungebrochen ist, die Faszination für die ebenso puristischen wie bahnbrechenden Designmerkmale, die Geschichte schrieben. Kaum ein anderes Auto, da sind die Branchenexperten sich sicher, spiegelt das Lebensgefühl der späten 60er- sowie frühen 70er-Jahre so stilecht wider, und kaum eines definiert bis heute den Begriff von Coolness wie der GT-Sportwagen von Opel.
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„Allein vom Angucken weißt Du, wie es sich anfühlt,
diese Geschosse zu fahren.
Wahrscheinlich war wirklich nur Fliegen schöner.“
– Jürgen Hechler, Besucher des Opel-Stands –
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Die Techno Classica bietet gleich fünf historische Versionen des zweisitzigen Coupé-Modells. Sie alle begleiten den eigentlichen Star des Messeauftritts, ihren jüngeren Bruder: den neuen GT Concept, der bereits auf dem Genfer Automobilsalon vorgestellt wurde – und nun in Essen seine Deutschland-Premiere feiert. „Wir wollen die Design-Philosophie des Ur-GT aufgreifen und ein neues Kapitel GT-Geschichte schreiben“, sagt Friedhelm Engler, Leiter Advanced Design bei Opel.
IMMER NOCH FRISCH UND SEXY
Doch wie nähert man sich einer lebenden Legende, als die der GT von Opel gilt? Und was genau lässt den GT, dessen Gene über 50 Jahre alt sind, noch immer frisch und sexy daherkommen? Die Opel Post hat mit den Menschen gesprochen, denen die GT-Exemplare in Essen sehr viel bedeuten.
Der GT Concept: Ehrfurcht, Wow-Gefühl und ausgewählte Designzitate
Die Geschichte des neuen GT Concept beginnt im Sommer 2014. Bei den Feierlichkeiten rund um das 50-jährige Bestehen des Designzentrums in Rüsselsheim bemerkten Friedhelm Engler und sein Team, dass der GT die Besucher immer noch sehr begeisterte: „Wir präsentierten damals unter anderem Skizzen, Grafiken und Clay-Modelle von Designgrößen wie Erhard Schnell und Hideo Kodama.“ Die Ideen und Arbeiten der Opel-Kreativen aus jener Ära, speziell die Kult-Coupés, übten auf nahezu jeden Betrachter, ob Opelaner oder nicht, „eine starke Faszination aus“, berichtet Engler heute. „Und irgendwann stellten wir uns intern die Fragen: Funktioniert der Spirit, das Lebensgefühl des GT noch immer? Lässt sich das in die heutige Zeit übersetzen? Und könnte eine Neuauflage erneut ein Wow-Gefühl für die Marke Opel hervorrufen?“
„Ja“, lautete die Antwort, trotz des Respekts vor der Aufgabe, sich an eine Design-Ikone zu wagen, so Engler. Das Geheimnis Erhard Schnells GT liegt seiner Ansicht nach vor allem in dessen gelungenem und perfekt umgesetzten Design-Konzept. „Das Erfolgsrezept enthält drei Hauptzutaten: Proportion. Proportion. Und nochmals Proportion.“ Die meisten zeitlos guten Designs überzeugen durch einfache, klare Linien und formvollendete Flächen, findet Engler. Der GT Concept sollte genau dies – und dabei so auftreten wie die kultigen Vorgänger: selbstbewusst, mutig, visionär. Kaum verwunderlich also, dass sich im GT Concept nur wenige Zitate aus der Vergangenheit finden: die lange Motorhaube, der Verzicht auf eine Kofferraumklappe, der zentral angeordnete Doppelauspuff. Ansonsten zeigt sich der Sportwagen sehr eigenständig, innovativ und wegweisend modern.
Der Experimental GT: Der Paukenschlag
Als der Entwurf von Erhard Schnell 1965 auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) für einen Paukenschlag sorgte, war Gisela Jahn kurz davor, ihren Führerschein zu machen. „Damals ist dieses Fahrzeug komplett aus der Rolle gefallen“, sagt sie. Jahn durfte zu der Zeit ab und an in einem Admiral mitfahren, der ihrem älteren Bruder gehörte. „Betulich-schicke Karossen, dafür war die Marke Opel bekannt“, erinnert sie sich. Aber ein frecher Sportwagen aus Rüsselsheim? „Das war schon ein Wagnis.“
Doch die Macher wurden belohnt, so Jahns Fazit. „Die Zeit war reif für einen Flitzer, der zu einem vernünftigen Preis rassige Optik und gute Fahrleistungen bieten konnte.“ Als die Studie, die in einer silbernen Ausführung den IAA-Auftritt schmückte, durch die Medien ging, erhielt Opel einen riesigen Imageschub – und galt plötzlich als lässig. „Das war der richtige Weg, und den betreten die Verantwortlichen heute offenbar wieder.“
Der Serien-GT: Ein folgenreicher Deal
Der GT und Heiner Schnorrenberg (52) haben eine gemeinsame Vergangenheit, die bis in die frühen 70er-Jahre zurückreicht. Als er 16 Jahre alt war, machten Schnorrenberg und sein Vater Heinz einen Deal: „Ich verzichtete darauf, mir ein Motorrad anzuschaffen, und bekam dafür einen GT.“ Es war der Beginn einer harmonischen Beziehung zwischen Mensch und Fahrzeug. Und brauchte der Junior Ersatzteile oder technischen Rat, konnte der Vater prompt helfen. Er führte in Grevenbroich (Nordrhein-Westfalen) ein Opel-Autohaus.
Heiner Schnorrenbergs GT-Sympathie konzentrierte sich bald auf das Serienauto. „Denn die Designer und Ingenieure verpassten der Version für die Massen einen angenehmen Feinschliff“, sagt Schnorrenberg. „Die GT-Hülle wirkte nun noch durchtrainierter, ohne sich reißerisch aufzuspielen.“ In der Tat: Die Frontpartie fiel wuchtiger aus, der vordere Überhang wurde kürzer. Eine muskulöse Ausbuchtung für den Ansaugtrakt ermöglichte eine flachere Motorhaube. „Außerdem“, so der GT-Freund, „waren die eckigen Klappscheinwerfer des Experimental-GT nun runden ‚Schlafaugen’ gewichen, die dem Coupé sein unverwechselbares Gesicht gaben.“
GT Conrero: Die Bekehrung
Bei Maurice van Sevecotte (51) hat die erste Erinnerung an einen GT etwas Feierliches – und ähnlich wie bei Schnorrenberg etwas mit seinem Vater, Kamil, zu tun. Der nämlich, eigentlich ein überzeugter Kadett B-Fahrer, holte den Sohn in einem neuen GT zu dessen Erstkommunion ab. „Es wurde die bis dahin schönste Fahrt in meinem Leben“, sagt der Belgier heute. „Von da an habe ich mich mit diesem Auto sehr intensiv beschäftigt.“ So intensiv, dass er als Jugendlicher auch Modellbausätze (1:43) des Coupés sammelte. „Eines Tages sah ich ein Bausatzexemplar in einer Rennwagen-Version, es dominierten die Farben Blau und Gelb.“ Noch interessanter fand van Sevecotte den echten Boliden, als er von dessen Herkunft hörte: Der italienische Tuner Virgilio Conrero hatte ihn aufbereitet.
„Neben dem einzigartigen Look dieses GT war es sein Werdegang, der mich in seinen Bann zog“, sagt van Sevecotte. Er beschloss, sich einen GT Conrero zu kaufen. Doch als er erfuhr, dass es weltweit nur vier Exemplare gibt, „da wurde es mir schon mulmig“. Jahrelang suchte van Sevecotte Messen, Zeitungsannoncen, Oldtimer-Clubs ab. Schließlich fand er eines der Autos in Italien, besser gesagt: das, was davon übrigblieb. Es war ein Schrottwagen ohne Motor und Getriebe. Acht Jahre lang besorgte er die passenden Teile und restaurierte sein Schmuckstück. „Die erste Ausfahrt mit meinem GT Conrero toppt bis heute alles, sogar meinen Weg zur Erstkommunion.“
Der GT Irmscher: Der Aschenputtel-Moment
Ebenfalls intensiv tüftelte Kris Ruelens (46) an seinem GT, einem Irmscher. Seinerzeit trumpfte das Auto mit dem Fahrer Peter Wolf bei Rennen wie dem GP Suisse auf – und wurde später verschrottet. 2.943 Arbeitsstunden und einen sechsstelligen Eurobetrag hat Ruelens zwischen 2007 und 2013 für seinen Traum aufgewendet, das Coupé wiederherzustellen. Warum diese enorme Anstrengung? „Weil das Auto herausragend smart und effizient für die Piste angelegt war“, sagt er. „Weil es zudem bei seinen Rennteilnahmen als Underdog Siege gegen Porsche 911 und 914 einfuhr. Und weil es einzigartig schön ist.“
Ruelens’ GT-Leidenschaft hatte anfangs einen tragischen Aschenputtel-Moment. „Ich war fünf und spielte bei meiner Oma Céline mit anderen Kindern im Garten“, berichtet er. „Als ein Auto vorbeifuhr, was in dem Dorf selten passierte, schauten wir alle über die Hecke zur Straße hin. Und da sah ich sie, diese runden, formvollendeten Rückleuchten.“ Wie das Fahrzeug hieß, wusste niemand. Ruelens suchte und suchte, doch erst Jahre später erkannte er in einem Automagazin die Heckansicht wieder. „Seither bin ich ein GT-Mann.“
Der GT Gerent: Bananenflanke und Rennbiografie
Olaf Moldzen schätzt Autos mit Charakter. Den haben GT-Fahrzeuge seiner Ansicht nach per se, „und richtig interessant wird es, wenn sie dabei noch eine spannende Geschichte erzählen“. Moldzen besitzt mehrere solcher Storyteller. Einer davon war 1968 der Opel-Vorführwagen auf dem Turiner Salon, ein anderer gehörte mal der ehemaligen Hamburger Fußballikone Manfred „Bananenflanke“ Kaltz. Auch der GT, den die Rennsporttechniker von Ulli Gerent hinbekommen haben, imponiert Moldzen.
Das 1971er „Gruppe-4-Fahrzeug nach Anhang J“ fährt heute wieder erfolgreich Rennen. Im Jahr 2015 wurde er zum klassenbesten Zweiliter-Auto der Youngtimer Trophy gekürt. „Selbst gegen hubraumstärkere Fahrzeuge konnte sich der von Marco Wolf und Ulli Gerent pilotierte GT durchsetzen. Moldzen verfolgt die Erfolge seines Favoriten sehr genau. Das nächste Rennen werde eine große Herausforderung: Ende Mai nimmt der Gerent GT an der 24 Stunden-Classic am Nürburgring teil.
Besuch aus Rüsselsheim
Auch Opel CEO Dr. Karl-Thomas Neumann war in Begleitung von Opel-Kommunikationschef Johan Willems zu Gast bei der 28. Auflage der weltgrößten Oldtimer-Messe in Essen.
„Die Techno Classica ist ein absolutes Highlight, weil sie Jung und Alt auf ganz besondere Weise verbindet. Das gilt sowohl für das Publikum als auch für unsere Modelle. Mit der Opel GT-Familie und dem GT Concept zeigen wir eindrucksvoll, wie die Brücke von den 1960er-Jahren bis in die Zukunft geschlagen werden kann“, sagte Dr. Karl-Thomas Neumann. Zur guten Tradition gehört bei der Techno Classica auch der gemeinsame Auftritt von Opel mit der Alt-Opel-Interessengemeinschaft.
Die etwas andere Europäische Union
Der Dachverband europäischer Opel GT Clubs besteht seit 1983. Die Gemeinschaft umfasst rund 25 Opel GT Clubs aus sechs Ländern, Schweiz, Belgien, Niederlande, Dänemark, Schweden und Deutschland. Im Fokus stehen mehr als 1.000 Mitglieder und 1.200 Opel GT-Fahrzeuge.
Über die Aufgaben des Dachverbands sagt Vorsitzender Olaf Moldzen: „Wir vertreten die GT-Szene als ganzes, fördern die Gemeinschaft der Clubs untereinander und organisieren Veranstaltungen. Die populärsten sind das traditionelle Europatreffen an Pfingsten und die Herbst-Sitzungen im Herbst.“ Seit 2010 präsentieren sich die Mitglieder auch auf der Techno Classica.