Vorbei an einem mit Muscheln verkleideten Obelisken, einem Teich mit Kranich-Skulptur in einem Meer von 20.000 Zwiebel-, Blüh- und Zierpflanzen inmitten einer herrschaftlichen Anlage im Stil der Englischen Landschaftsgärten: Ein ähnlich schön gelegenes Oldtimer-Stelldichein sucht man bundesweit vergeblich. Beim Klassikertreffen in Rüsselsheim ist nicht nur die Qualität der anzutreffenden Karossen beachtlich, sondern auch der Ort, an dem sie präsentiert werden. „Rüsselsheim ist das Herz von Opel. Und hier spazieren wir an den Oldtimern vorbei – direkt durch die wunderschöne Parkanlage“, schildert Ulf Spiller, Product Manager Accessory beim Autobauer mit dem Blitz. Bei der 16. Auflage der Veranstaltung auf dem Gelände an den Opelvillen mit Verna-Park und Mainufer zeigen mehr als 3.000 Teilnehmer ihre Sammlerstücke und Nobelwagen. Harmonisch fügen sie sich in das Ambiente des Gartens mit seinem alten Baumbestand ein. Zwischendurch spielen Musikgruppen Swing und Jazz, plaudern Oldtimer-Besitzer mit Nostalgie-Freunden und schauen Eltern mit ihren Kindern durch die Scheiben von Opel Rekord D, Porsche 911 und Lotus Omega.
JEDES AUTO HAT EINE EIGENE BIOGRAFIE
„Das Ganze ist wie ein gepflegtes Volksfest für Autoliebhaber“, sagt Spiller. Der 44-Jährige arbeitet seit dem Jahr 2000 für Opel. „Aber ich habe schon vorher viel Opel inhaliert.“ Sein Vater arbeitete als Verkäufer in einem Autohaus in Mainz. Wer mit dem studierten Betriebswirtschaftler, Schwerpunkt Marketing, das Klassikertreffen betritt, bekommt auf jede Frage eine Antwort. Baujahr, Leistung, Heckflosse und Armaturenbrett: Ein Blick genügt, und schon sprudeln aus Spiller das Wissen eines Kenners. Oft versinkt er in Gespräche mit den Oldtimer-Besitzern. Einer gibt an diesem Sonntag erstaunt zu: „Sie kennen mein Auto ja besser als ich.“ Das Schöne am Event in Rüsselsheim, sagt Spiller: „Es gibt so viele Autos, die schon viel erlebt haben und ihre ganz eigene Geschichte erzählen.“
DES KAISERS OMEGA
In seiner Garage hat der Mainzer selbst neun seltene Opel, darunter Youngtimer stehen. Einige davon möchte er bei den nächsten Klassikertagen ausstellen. Auch ein neueres Modell mit Geschichte ist Teil seiner Sammlung: Ein Omega B, der als Dienstwagen von Franz Beckenbauer im Einsatz war. Eines aber verzeiht sich der Opelaner bis heute nicht: „Dass ich meinen Corsa A GSI im Originalzustand verkauft habe. Der neue Besitzer zog es vor, ihn komplett umzubauen.“ Der Verlust schmerzt noch immer. Doch vielleicht steht ja bald Ersatz bereit: „Auf meinem Einkaufszettel stehen neben dem Corsa GSi ein Senator B und am besten noch ein Lotus Omega.“ Die Leidenschaft für Oldtimer ist wie bei allen Besuchern der Klassikertage auch bei Spiller an diesem Sonntag deutlich zu spüren.