„Ich kann schlafen. Aber die schwersten Einsätze bleiben mir.“
– Johann Engelmann –
„Mir war fad …“ holt Johann Engelmann, seit 34 Jahren Logistiker und nunmehr Mitarbeiter der Verpackung bei Opel Wien, aus. „In der Freizeit.“ Vorher habe er das Fußballspiel aufgegeben. Doch dann las er in der Groß-Enzersdorfer Gemeindezeitung, dass das Rote Kreuz Groß-Enzersdorf freiwillige Mitarbeiter sucht. Und bewarb sich – nach Rücksprache mit seiner Frau. 1992 war das. Seither ist er als Sanitäter beim Roten Kreuz in Groß-Enzersdorf tätig.
Ausbildung als A & O
Zuallererst musste Engelmann ein ausgiebiges Ausbildungsprogramm durchlaufen: einen Erste-Hilfe-Grundkurs, dann eine Rettungssanitäter-Ausbildung mit Abschlussprüfung und eine Defibrillator-Ausbildung. „Dann durfte ich als dritter Sanitäter im Rettungsfahrzeug mitfahren“, berichtet er.
Mit zunehmendem Wissen dank ausgiebiger Ausbildungen wuchsen die Aufgaben. „Die Notfallsanitäter-Ausbildung war sehr zeitintensiv“, erzählt Engelmann. „Ein Jahr lang habe ich neben dem Job laufend Fachvorträge besucht und an Urlaubstagen Praktika im Krankenhaus Hainburg und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost absolviert“, sagt er. „Im SMZO war ich in der Unfallabteilung und im Schockraum tätig, um dort die Behandlung von Unfallsituationen praktisch mitzuerleben.“ Danach folgte eine kommissionelle Abschlussprüfung – vor Arzt und Ausbildungsleiter. „Da musste ich 20 Minuten lang demonstrieren, wie ich allein mit einer Reanimationssituation umgehe: angefangen vom Medikamente-Herrichten über den richtigen Umgang mit dem Defibrillator bis zur Intubation.“ Engelmann fügt hinzu: „Des Weiteren machte ich noch die Ausbildung Führungsebene 1 und 2; jeweils im Rot-Kreuz-Landesverband Niederösterreich in Tulln, auch das mit kommissioneller Abschlussprüfung.“
Heute kann sich Johann Engelmann Hauptsanitätsmeister nennen und macht regelmäßig Dienst am Notarzt-Einsatzfahrzeug. Er liefert die Erklärung dazu: Wenn jemand die Notrufnummer 144 wählt, entscheidet der Disponent in der Einsatzzentrale, welche Hilfestellung nötig ist: ein Rettungswagen – mit Sanitäter und Fahrer – und/oder ein Notarzt-Fahrzeug.
Samstags Rettungseinsatz
„Das meiste sind internistische Sachen, also Herzinfarkt, Nieren-, Leber-, Bauchprobleme oder Schlaganfälle. Verkehrsunfälle sind Gott-sei-Dank seltener“, berichtet der Helfer aus Berufung. Sein „Revier“, das er von der Rot-Kreuz-Zentrale Groß-Enzersdorf aus betreut, reicht bis Hainburg und Markgrafneusiedl und manchmal sogar in die nördlichen Bezirke Wiens hinein.
Die Aufgabe des Notfallsanitäters ist es den Notarzt sicher zum Einsatzort zu bringen und ihn dort bei der Notfallbehandlung zu unterstützen. Das heißt, er kümmert sich um die Reanimation, richtet die geeigneten Medikamente her, organisiert ein Spitalsbett u.s.f.
Nur was für starke Nerven
Über Pager oder Diensthandy erfolgt der Aufruf zum Einsatz; mitsamt ersten Informationen zum Notfall. Die Notarzt-Autos sind allesamt mit Navigationssystemen und GPS ausgestattet, damit die Rettungsteams von einem Einsatz gleich zum nächsten weiterfahren können.
25 Notärzte gibt es beim Roten Kreuz Groß-Enzersdorf. „Ich fahre mit allen, je nachdem wer gerade Dienst hat“, sagt Engelmann. Jeden zweiten Samstag ist er im Dienst; abwechselnd einmal tagsüber und einmal nachtsüber, jeweils zwölf Stunden lang. Alles unentgeltlich.
Dank für die Rettungseinsätze gäbe es selten, erzählt Engelmann. Wenn ja, zum Beispiel wenn ihm ein Ex-Patient im Supermarkt vergnügt und gesund entgegenkommt, freut er sich mit seinen KollegInnen natürlich. Das ist dann Ausgleich für die traurige Einsicht: „Da haben wir leider nicht mehr helfen können.“
LEBENSRETTER MIT LEIB UND SEELE
Wie er mit Extrem-Situationen umgehe? „Das Einsatzteam setzt sich bei schweren Fällen zur Nachbesprechung zusammen. Außerdem gibt es das Angebot psychologischer Unterstützung“, erklärt der Rettungsfahrer. „Ich kann schlafen. Aber die schwersten Einsätze bleiben mir.“ Und: „Alles, was mit Kindern ist, ist besonders schlimm.“
Johann Engelmann ist Rettungsfahrer und Lebensretter mit Leib und Seele. „Mit dem ÖAMTC-Hubschrauber bin ich 350 Einsätze mitgeflogen.“ Und: „Seit 2007 bin ich auch im First-Response-System tätig.“ Er führt also in seinem Privatauto immer das Rettungsequipment und einen Defibrillator mit sich. Passiert in der näheren Umgebung seines Heimatorts in der Nähe von Groß-Enzersdorf ein Notfall, wird er verständigt und fährt sofort dorthin. „Da bin ich meist schneller dort als der Notarzt.“
Schön, dass es solche Menschen wie Johann Engelmann gibt!