Das Team „Component Sales“
Rein akademisch betrachtet, sind Alex Thielemans und Juliane Bremerich Spezialisten für Ökonomie und Finanzen. Doch ihr Jobprofil verlangt einiges mehr: pragmatisches Denken, diplomatisches Geschick und technisches Know-how. Denn sie bilden ein Gespann, das für Opel den weitverzweigten Bereich „Component Sales – International Operations“ betreut. „Wir organisieren und kommunizieren für und mit unseren Kunden, wir vermitteln über Abteilungen hinweg und beraten alle Akteure in technischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten“, sagt Thielemans. Im Fokus stehen vor allem Motoren und Getriebe, aber auch Teile für Kühler und Motorverkleidungen, zum Beispiel Schläuche und Klammern, hinzu kommen unter anderem Bremsen und Stoßdämpfer.
Von Ängelholm aus, einer Gemeinde im Süden Schwedens, ist der Blick in die Meeresbucht ein Ereignis. Tümmler und kleine Wale durchstreifen das Wasser. An der Küste ragen Felsklippen aus den Sandstränden, dahinter wuchern Wälder, meist bewachsen von Rotbuchen und Bergulmen. Am Pier besteigen Alex Thielemans und Massimo Giraud ein Kleinboot und machen die Leinen los. Für die skandinavische Postkartenidylle haben die beiden an diesem Tag keine Zeit. Sie sind Kollegen aus Rüsselsheim und Turin, rein beruflich unterwegs und dabei, ein Produkt aus dem Haus Opel im Betriebsmodus zu testen: den Motor, der das Boot antreibt.
Es handelt sich um den zwei Liter großen Dieselmotor, der bisher Zafira-, Cascada- und Insignia-Fahrern vorbehalten war. In Kaiserlautern hergestellt, ist das Aggregat nun nicht mehr nur unter der Haube verbaut, sondern sorgt als Außenbordmotor für Knoten statt Stundenkilometer. „Unser Triebwerk eignet sich nach einer Modifikation hervorragend für den Einsatz in kleineren Wasserfahrzeugen, zum Beispiel Festrumpfschlauchbooten, die sich in küstennahen Gewässern aufhalten“, sagt Massimo Giraud. Er betreut im GM Global Propulsion Systems Engineering Center in Turin die Entwicklung großer Dieselmotoren.
—
Opel liefert Cimco Marine außer den Motoren auch die dazugehörigen Aftersales-Leistungen.
—
Die Tour in der Meeresenge zwischen Schweden und Dänemark verdankt Giraud seinem Nebenmann. Alex Thielemans steuert bei Opel den Verkauf von Komponenten im Bereich „International Operations“. Zu seinem Aufgabenprofil gehört es auch, Kooperationen jenseits der Automobilbranche zu prüfen. So wie die mit Cimco Marine AB. In Ängelholm liegt der Hauptsitz des Bootsmotorenentwicklers. Thielemans sagt: „Um den richtigen Motor zu finden, haben die Ingenieure bei Cimco Marine AB einige Pkw-Diesel auf die Probe gestellt. Unser Diesel hat überzeugt – mit langer Lebensdauer, Kraftstoff-Effizienz und niedrigen Emissionen.“
Cimco Marine AB-Ingenieure rüsten die Motoren um, in rund 60 Teilen unterscheidet sich der maritime Cousin vom Opel-CDTI – von einer Trockensumpfschmierung für eine sichere Ölversorgung bis zur wasserabweisenden Außenhülle. Darauf prangt „OXE“, der Produktname, unter dem Bootsbauer weltweit das Aggregat ordern.
Das spricht für den Opel-Diesel
——
Der Hersteller bewirbt den OXE-Diesel als stärksten Diesel-Außenborder der Welt. In der Regel werden Außenborder mit Benzin betrieben. Für die Diesel-Version spricht laut Cimco-Chef Magnus Folin die längere Lebensdauer, die größeren Service-Intervalle und der niedrigere Verbrauch. Mit einem Verbrauch von 43 Litern pro Stunde ist der Diesel aus Kaiserslautern etwa 40 Prozent sparsamer als ein vergleichbarer Benziner. Das steigert die Reichweite. Weiteres Plus des Diesels: Weil die Feuergefahr niedriger ist, greift nicht das Einfahrverbot, das einige Häfen bereits für bezinbetriebene Außenborder erlassen haben.
Es bewegt Fischer- und Patrouillenboote ebenso wie kleinere Wasservehikel für Transporte von und zu Offshore-Bohrinseln. Tatsächlich arbeitet einer der ersten ausgelieferten OXE-Motoren inzwischen zuverlässig auf einer schottischen Lachsfarm. „Opel liefert Cimco Marine AB außer den Motoren auch die dazugehörigen Aftersales-Leistungen“, berichtet Thielemans. Spannend findet der Belgier das Projekt in dreifacher Hinsicht: „Erstens, weil der Komponentenverkauf perspektivisch eine interessante Einnahmequelle darstellt. Zweitens, weil wir als Autohersteller stets daran interessiert sind, neue Industriezweige kennenzulernen. Und drittens, weil wir dabei intern einige bereichsübergreifende Herausforderungen stemmen.“
Wie diese internen Herausforderungen in der Praxis bewältigt werden, das verdeutlicht die Arbeit von Juliane Bremerich. In Thielemans Team übernimmt sie die Rolle als „Commercial Analyst“, was im konkreten Fall von „Cimco Marine AB“ bedeutet: Sie stimmt mit den einzelnen Abteilungen die notwendigen Arbeitsschritte ab. „Was recht komplex ist, da wir für ein solches Geschäft nicht auf einen Standardprozess zurückgreifen können“, sagt sie.
DER LEHRREICHE WEG ÜBER ÄNGELHOLM
Die Frage, was vom Moment der Bestellung an bis zur Auslieferung der Motoren und darüber hinaus passieren soll, betrifft mehrere Unternehmensbereiche. Gefragt sind unterschiedliche Experten, von Einkauf, Produkt- und Kapazitätsplanung über Fertigung, Verpackung und Transport bis hin zu Buchhaltung, Rechnungswesen und schließlich Aftersales. „Die Antworten liefert eine Workshop-Reihe“, so Bremerich, „die wir mit allen Teams in Kaiserslautern durchführen.“
Den Kollegen, die sich an derart vielschichtigen Projekten beteiligen, gibt Alex Thielemans gerne eine Devise mit, die einst ein GM-Manager formulierte: Lasst uns stets einen Weg finden, um ans Ziel zu kommen. Und wenn wir keinen finden, dann bauen wir uns eben einen. „Der Weg über Ängelholm, so viel steht fest“, sagt Thielemans, „ist lehrreich und bringt uns alle ein gutes Stück voran.“
Stand Juli 2016