Ulrike Glas ist eigentlich ein „alter Hase“, was Kenntnisse im und um das Werk Aspern anbelangt. Seit ihrem Studium der Handelswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien arbeitet sie für Opel Wien; 22 Jahre sind es in diesem Frühling. Trotzdem sagt sie im Hinblick auf ihre Meistertätigkeit, die sie als Off Job Training in der Zylinderblock-Fertigung absolviert hat: „Die Vielseitigkeit der Meisterrolle war mir vor dem Training so nicht bekannt. Ich denke jetzt, dass sie oft unterschätzt wird.“
Menschen und Maschinen führen
Die Meisterin auf Zeit schildert ihren Tagesablauf, wie sie ihn in den drei Monaten ihres Off Job Trainings (Anfang Februar bis Anfang Mai) erlebt hat: „Mein Arbeitstag begann mit der Schichtübergabe und dem Rundgang durch die Linie. Wichtig ist es, den persönlichen Kontakt mit den Mitarbeitern herzustellen und den aktuellen Status in der Linie zu erfahren: Gibt es irgendwelche aktuellen Probleme? Wie lief die Produktion in der Schicht davor?“ In der Frühschicht findet um halb acht Uhr die Morgenrunde, die der Koordinator leitet, statt. Die Produktionsmeister und die Instandhaltungsmeister, die Teamsprecher und die Planer des Bereichs nehmen daran teil und berichten den aktuellen Status zu Arbeitssicherheit, Qualität, Ausbringung, Ausschuss, Abwesenheiten, Puffersituation.“ So geht es den ganzen Tag weiter: In den Linien unterwegs sein – das dominiert den Meisteralltag; nebst der Führungsverantwortung. „Ich bin die Ansprechperson für die Teamsprecher, kümmerte mich um die internen Audits und um Problemlösungen, musste bei Reviews mit dabei sein“, sagt Ulrike Glas. Und betont: „Mitarbeiterführung und Coaching sind sehr wichtig. Organisationsgeschick und Flexibilität sind ein Muss, um den Bereich gut zu managen.“ Ja, und dann gab es auch noch GMS-Anforderungen und administrative Tätigkeiten. „Nicht zu knapp“, wirft die Kurzzeit-Meisterin ein.
Fragen hilft
Wie sie sich den neuen Herausforderungen gestellt hat? Die Antwort zeigt Bescheidenheit und Einsatzfreude: „Drei Monate anderer Job ist einfacher gesagt als getan. Mir hat sehr geholfen, dass ich die Prozesse, die Organisation und die Kollegen wirklich gut kenne. Vor allem aber habe ich es so gehalten: Ich war mir nie zu gut zu fragen, wenn ich etwas nicht verstanden habe. Meine Meisterkollegen, die Teamsprecher sowie die Teammitglieder haben mich super aufgenommen. Sie haben mir alles gezeigt und erklärt. Und nach ein paar Wochen des Mitlaufens hat mir mein Kollege Andreas Salomon die Verantwortung für einen Teambereich übertragen. Das Sprichwort ‚Übung macht den Meister‘ trifft hier voll zu.“ Zu guter Letzt bekennt die Meisterin für drei Monate: „Eine wichtige Lektion für mich war: Geduld zu haben und zu akzeptieren, dass ich nicht immer alles bis ins Detail wissen kann und muss.“ Ulrike Glas fasst zusammen: „Ich werde zukünftig sicher Prozesse und Standards, die ich einführe, noch genauer auf ihre Anwendbarkeit in der Praxis hin überprüfen und mich besser in die Rolle der Umsetzer hineinversetzen. Zu den GMS-Prozessen habe ich mir vorgenommen, das Verständnis der Kollegen dafür noch mehr zu hinterfragen.“
Ausblick
Summa summarum, der dreimonatige Lernprozess bringt wirklich viel: noch mehr Respekt und Wertschätzung für Kolleginnen und Kollegen in anderen Abteilungen sowie die Chance eigene Stärken, Schwächen, Interessen unter anderen Voraussetzungen zu hinterfragen. Nach Ulrike Glas sollen nun auch weitere Kolleginnen und Kollegen in Off Job Trainings wertvolle Erfahrungen sammeln. Die Vorreiterin sagt voll Stolz: „Ich war die erste, die in den Genuss dieses tollen Programms gekommen ist.“
Ulrike Glas … arbeitet seit 1992 im Werk Aspern. Sie war im Einkauf tätig, gehörte der QNPS-Gruppe an, koordinierte Make or Buy-Projekte, bis sie im Jahr 2002 zum GMS-Team stieß. Dort war sie Spezialistin für Standardisierung. 1992 bis 1995 absolvierte sie außerdem eine Ausbildung zum Maschinenbau-Betriebstechnik-Ingenieur in der Abendschule. Ab Ende 2008 bis 2012 leitete die Mutter zweier mittlerweile 18 und 15 Jahre alter Kinder das Betriebliche Vorschlagswesen, 2012 wurde sie zur GMS-Koordinatorin für das Werk Aspern.
… nennt sich das Programm, mit dem die Arbeitsbedingungen bei GM/Opel verbessert werden sollen. Damit die Arbeitsplatzzufriedenheit für alle MitarbeiterInnen gesteigert wird. Es startete ab 2011 mit einer Umfrage an allen GM-Standorten. In Wien-Aspern fand die Umfrage im September 2012 statt. Bisher bei Opel Wien im Rahmen dieses Programms eingeführte Maßnahmen:
- Führungskräfte-Trainings
- Informationen zum Führungsstil-Codex
- Mentoring-Programm
- Intensivierung der Mitarbeitergespräche
- Verbesserung der Konditionen beim Mitarbeiter-Leasing
- Testfahrten
- Academy of Life
- Off Job Trainings
- Dialog Slice Meetings auch in der Nachtschicht
- regelmäßige Meetings des mittleren Managements
- allmonatliches Frühstück der Meister und Koordinatoren mit dem Generaldirektor
- Teilnahme der Meister an den Morgenrunden der Fertigungsleiter
- Jubilarfeier
- Ausweitung der Anerkennungsmatrix
- Verlosung eines Opel ADAM unter allen Initiativen-Einreichern des vorangegangenen Jahres