8:00
Begrüßung und
Einweisung
Die „Erstunterweisung für neue Mitarbeiter“ ist ein Leitfaden zur Arbeitssicherheit und zu den Managementsystemen der Bereiche Umwelt und Energie. Es geht unter anderem um die Verletzungsgefahr an Regalen und Gestellen, die Abfalltrennung und die Frage, was man in der Praxis tun kann, um Energie zu sparen.
K170, so nennt man im Rüsselsheimer Stammwerk den riesigen Hallenkomplex, in dem sich die Fertig- und Endmontage abspielt. Die Kollegen bauen hier den Astra und den Insignia. Seit zwei Stunden und 15 Minuten läuft hier bereits die Frühschicht. Eigentlich ein ganz normaler Arbeitstag – wenn man mal von dem Mann absieht, der gerade im Bereich „Trim 3“ auf die Station 12 zumarschiert, wo die Handbremsen montiert werden. Der Kollege trägt Sicherheitsschuhe und Werkskleidung. Alles vorschriftsgemäß, auch sonst keine äußerlichen Auffälligkeiten. Und doch zieht er jede Menge staunende Blicke auf sich. Den Grund deutet sein Namensschild an: „K.-T. Neumann“. Ja, es handelt sich um den Opel-Vorstandschef. Dr. Karl-Thomas Neumann ist auf dem Weg zur Schicht. Er meldet sich bei Jürgen Dörr an. Händeschütteln. Und schon ist der Schichtmeister dabei, Neumann eine „Erstunterweisung für neue Mitarbeiter“ zu geben. 25 Minuten später tritt der Vorgesetzte von rund 37.000 Beschäftigten zum Dienst an: Neumann befestigt Handbremsen an der Linie. Was ist da los?
8:25
Befestigung Handbremse
Neumann über seine Motivation: „Mein Ziel war, in direkten Kontakt mit den Mitarbeitern zu kommen und zu zeigen, dass ich mich interessiere und ein Teil des Ganzen bin.“
„Ich bin schon in vielen Fabriken gewesen und habe zahlreiche Autowerke gesehen, aber ich habe noch nicht wirklich darin gearbeitet“, wird Neumann nach seiner Sieben-Stunden-Schicht erklären. Deshalb wollte der Unternehmenslenker die Arbeit am eigenen Körper erleben und lernen, worauf es ankommt. Um 8:25 Uhr ist der „Lehrling“ dabei, sein Vorhaben umzusetzen. An der Seite von Gruppensprecher Boguslaw Bijok lehnt Neumann sich in den Innenraum eines Insignia rein. Mit einem wuchtigen Elektroschrauber donnert er Schraube um Schraube in die Mittelkonsole, baut den Handbremshebel ein. Rasch noch einen Wischermotor und im Heckraum ein Kabel befestigen. Fertig. Die Taktzeit ist von 56,8 Sekunden ist erfüllt. Ran an das nächste Auto. Neumann wird diese Operation insgesamt noch viele, viele Male wiederholen.
8:40
Teilnahme an Teampause
Mitarbeiter Ali Özdemir über Neumann: „Es tut gut zu wissen, dass der oberste Chef erfahren will, was wir hier machen und wie es uns dabei geht.“
Sitznische am Band: Es gibt Apfelkuchen und einen Plausch mit den Mitarbeitern der Station 12. Im Mittelpunkt steht die Qualität der Fahrzeuge, aber auch das Einhalten der Taktzeit – laut Kollege Dominik Beretha braucht „ein neuer Mann mindestens drei Tage, um in den Rhythmus zu kommen.“ Neumann nickt. Nach neun Minuten geht es im Bereich „Trim 3“ weiter, Neumann greift wieder zum Elektroschrauber.
10:15
Mittagspause
Neumann entscheidet sich in der Kantine für das „Menü 2“: glasierter Schweinerücken mit Rahmblumenkohl und Salzkartoffeln.
Kantine: Am Tisch neben Neumann sitzen 14 Mitarbeiter, eine bunt gemischte Truppe – Kollegen aus der Fertigung, Gruppensprecher und Meister. Die Stimmung ist locker. Sie sprechen über die aktuelle „Umparken im Kopf“-Werbekampagne von Opel. Mit dabei ist Thomas Wedde, Leiter Zentrale Trainingskoordination Manufacturing, er berichtet: „In meinem Familien- und Freundeskreis interessieren sich die Menschen wieder stärker für das, was uns ausmacht – die tollen Produkte.“ Neumann stimmt zu und betont: „Man spürt, dass unsere Botschaft immer besser ankommt.“ Zudem spricht er über die Vorzüge des Laufsports als Ausgleich zum Joballtag. Der Chef verrät, dass er im Winter gerne mal auf dem Laufband statt draußen joggt. Nach dem entspannten Kantinentalk folgen der Blick auf die Uhr und ein Augenzwinkern: „Muss ich etwa wieder ran?“, fragt Neumann. Ja, muss er.
Montage der Aufprallbegrenzer Meister Manfred Becker über den Neumann-Einsatz: „In meinen ganzen 39 Jahren bei Opel habe ich noch niemals erlebt, dass ein Vorstandschef erscheint und mit uns in der Fertigung gemeinsam arbeitet.“
Bereich „Car Final 1“, Station 3: Meister Manfred Becker weist Neumann ein, Gruppensprecher Christos Mandis zeigt am Band, wo es langgeht: Aufprallbegrenzer mit zwei Muttern festschrauben, Wischwasserbehälter befestigen, Schläuche anschließen. Dafür sind 56 Sekunden veranschlagt. Neumann gibt Gas. Als plötzlich alarmierend eine laute Melodie ertönt, ist es schließlich passiert: ein Fehler. Eine von Neumann eingesetzte Schraube ist nicht richtig drin. Mandis korrigiert. Und weiter geht’s. Noch rund zwei Stunden und eine Teampause bis zum Stationswechsel.
13:15
Verschraubung Sitzschienen
Darek Hentszel, Mitarbeiter aus dem Werk Gliwice, der sechs Wochen lang in Rüsselsheim in Einsatz ist, über Neumann: „Einen Vorstandschef habe ich mir eher steif und unlocker vorgestellt. KTN ist das Gegenteil davon, er ist einer von uns.“
Bereich „Car Final 5“, Station 11, inzwischen hat die Spätschicht begonnen: Neumann verschraubt unter Anleitung von Gruppensprecher Nuri Genc Vordersitze und Sicherheitsgurte. In der kurzen Teampause verrät er: „Insgesamt imponiert mir hier ganz besonders die hohe Qualitätsorientierung. Zum Beispiel hat mich wirklich jeder darauf hingewiesen, dass ich auf mögliche Fehler der Vorgänger mit aufpassen muss und keine Fehler weitergeben darf.“
15:00
Feierabend
Um 15 Uhr ist Neumann so gut in Fahrt, dass er Schichtmeister Zafar Karakus zunächst gar nicht neben sich bemerkt. Karakus signalisiert: Feierabend. Zeit für eine kurze Bilanz, was nimmt Neumann nach dem Arbeitstag mit? „Ich möchte mich bei allen, die sich hier die Zeit für mich genommen haben, sehr herzlich bedanken. Ich weiß ja, dass das heute alles on top war und ich eigentlich alle nur von der Arbeit abgehalten habe“, sagt der Vorstandschef. Was mir persönlich sehr viel Freude gemacht hat, war die Begeisterung für die Marke zu sehen. Man spürt auch, wie sehr die Mitarbeiter froh sind, dass es über Opel wieder gute Nachrichten gibt. Wir alle werden jetzt daran arbeiten, dass es weiter aufwärtsgeht.“
Stand Mai 2014