Die Erben von Senhor Lino

Das Händler-Netz in Europa
Das europäische Opel-Händlernetz zeichnet sich durch eine große Tradition und Loyalität aus. In der Serie „Opel forever“ stellen wir langjährige Betriebe vor. Heute: Lemos & Irmão, das älteste Opel-Autohaus Portugals.

Für die Opel Post unterbricht das Familienoberhaupt Augusto Passos gerne seinen Urlaub. Er empfängt seine Gäste mit einem freundlichen Lächeln und einem festen Händedruck im familieneigenen Betrieb – Passos führt das älteste Opel-Autohaus Portugals. Es liegt in der 100.000-Einwohner-Stadt Viseu, einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt südöstlich von Porto und rund 100 Kilometer von der spanischen Grenze entfernt.

EIN ECHTER FAMILIENBETRIEB
Das Unternehmen blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück: Gegründet wurde es am 15. Januar 1947 von Augusto Passos’ Schwiegervater, Lino da Costa Lemos, und dessen Bruder (Auf Portugiesisch: Irmão) – den Namen trägt der Betrieb bis heute. Anfangs war Esmoriz an der nordportugiesischen Küste der Standort des Unternehmens. Es bestand zunächst aus einer Shell-Tankstelle, bevor es auf landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge umsattelte. Seit 1956 und nach dem Umzug ins Stadtzentrum von Viseu ist Lemos & Irmão für Opel und General Motors (GM) tätig.


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Rui Reis, Ehemann von Clara und Schwiegersohn von Augusto Passos, leitet die Gebrauchtwagen-Sparte von Lemos & Irmão.

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Aufpoliert (von vorn nach hinten): der GT 1900, wie er zwischen 1968 und 1973 gebaut wurde, eine Rüsselsheimer Oldtimer-Rarität, der Opel 1,8-Liter, hergestellt von 1931 bis 1933, und ein roter Opel Rekord sind die Highlights der Classic-Car-Sammlung von Lemos & Irmão.


Drei Kleintraktoren der Marke Kioti am Zweitstandort des Lemos-&-Irmão-Familienclans, für den der Verkauf landwirtschaftlicher Nutzfahrzeuge seit jeher enorm wichtig war und es noch heute ist.

 

Ein Fokus liegt bis heute auf der Landwirtschaft: Lemos & Irmão führt ein umfangreiches Sortiment an Traktoren von Kioti und Massey Ferguson, aber auch Husquarna-Motorräder und Lastwagen der GM-Tochter Isuzu im Sortiment. Hinzu kommen natürlich die Neu- und Gebrauchtwagen von Opel, zwei Vertragswerkstätten am Stadtrand sowie zwei Tankstellen des spanischen Petrochemie-Konzerns Repsol.

 

Mit an Bord des Familienbetriebs sind auch Augustos Töchter Sara und Clara, Sohn César, Schwiegersohn Rui Reis und Schwiegertochter Paula. Sara ist als studierte Ökonomin mit Buchhaltung, Informatik sowie internen Schulungen betraut und führt während der urlaubsbedingten Abwesenheit ihres Bruders César, der die Service-Sparte leitet, den Zweitstandort. Clara verantwortet den Verkauf und ihr Gatte Rui den Gebrauchtwagenhandel am dritten Standort der Passos in Viseu.

 

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Der Ölstand ist korrekt: Augustos Tochter Sara Passos, eigentlich mit Weiterbildung, Informatik und der Buchhaltung betraut, kümmert sich gelegentlich auch um den Service.

 


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Der Familienbetrieb wahrt das Andenken von Unternehmensgründer Lino da Costa Lemos.

In den 90er-Jahren hatte der Passos-Clan den Betrieb übernommen. Der Firmenname blieb, um an den Gründer zu erinnern, der Lemos & Irmão als Marke sowohl bis nach Porto als auch in der Hauptstadt Lissabon bekannt gemacht hatte. Aktuell hat das Unternehmen 62 Mitarbeiter, davon 16 in der Vertragswerkstatt, sechs in der Lackiererei und ebenso viele in der Ersatzteilabteilung.

WAS VERLÄSSLICHKEIT HEISST
„Opel ist für uns das Auto schlechthin“, unterstreicht Augustos Tochter Sara, die „schon immer und nur Opel“ fuhr und am liebsten mit ihrem Astra Kombi (Baujahr 1991) unterwegs ist. Zum Ausdruck kommt die Begeisterung für die Marke mit dem Blitz auch in der Beteiligung von Lemos & Irmão an Opel Classic Car-Treffen. Wie einst Gründer Lino, so steuert Patriarch Augusto Passos anlässlich der Oldtimerumzüge bis heute den Opel 1,8-Liter von 1931, den ein Galgo-Windhund als Kühlerfigur ziert. „Vorzüglich gewartet, läuft der Motor seit über 80 Jahren wie ein Uhrwerk“, sagt Augusto Passos. Verlässlichkeit ist ohnehin die Stärke der Marke, weiß Passos und vermittelt dies auch seinen Kunden. Opel áte à eternidade – „Opel bis in alle Ewigkeit“, prangt nicht von ungefähr als Motto auf der Außenhaut des Oldtimers.


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Ein auf der iberischen Halbinsel typischer Galgo-Windhund ziert den 1931er-Opel-Oldtimer, den Firmengründer Senhor Lino stets bei Classic Car-Treffen steuerte.


Neben diesem Museumsstück, einigen Nähmaschinen und einem Fahrrad, das aus den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts stammt, gehören unter anderem auch ein Rekord und ein in der Douro-Weinregion der 1940er- und 1950er-Jahre unersetzlicher Kleinlaster, der Blitz, in die Opel-Classic-Car-Sammlung der Passos. „Auf den steilen, unbefestigten Serpentinenstraßen des Douro-Tals waren diese robusten Autos oft die einzige motorisierte Alternative zu Lasttieren“, erinnert sich Augusto Passos.

 

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Rui Reis neben einem Opel Blitz, einem besonders in den 1940er- und 1950er-Jahren beliebten Lastwagen in Portugal.

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Hingucker: Der 1,8-Liter wurde 1931 als Nachfolger des 8/40 PS vorgestellt. Die Motorleistung beträgt 32 PS (23,5 kW) bei 3200 Umdrehungen in der Minute. Im Jahr 1933 wurde die Produktion eingestellt und das Modell durch den Opel 6 ersetzt.

Bei so viel Historie überrascht es nicht, dass das Besprechungszimmer des Firmenchefs einem Museum gleicht. Es ist voller Medaillen, lobender Auszeichnungen wie der „Top-5“-Ehrung als bester Händler des Landes 2015 durch Opel-GM. Hinzu kommen zahlreiche Andenken an Classic-Car-Treffen und an das lange Jahre geführte Firmen-Amateurfußballteam, das mit dem Blitz auf dem Trikot Erfolge feierte. Allesamt Beweise der tiefen Verbundenheit mit der Marke über einen Zeitraum von sechs Dekaden.


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Der Besprechungsraum am Sitz von Lemos & Irmão gleicht einem Museum. Über sechs Dekaden dokumentieren Ehrungen von Opel und General Motors den Erfolg der Opel-Familie. Dazu gehörte über viele Jahre auch ein firmeneigenes Fußballteam inklusive Nachwuchs-Elf.

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„Einen Opel in Ihrer Hand“, verspricht die Annonce längst vergangener Jahre auch über Kreditfinanzierung.

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Im Besprechungsraum wacht Firmengründer Senhor Lino über seinen Nachfolger und Schwiegersohn Augusto Passos sowie dessen Kinder.

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Ein Andenken an das 14. Classic Car-Treffen im Juni 2003. Die Passion für die Marke Opel lebt man bei Lemos & Irmão auch mit der Teilnahme und der Organisation von Opel-Vereinstreffen.


„Ich fahre jeden Wagen ausgiebig
Probe, bevor ich ihn zum Verkauf anbiete.“

Rui Reis
Leiter Opel-Gebrauchtwagen

Diese Leidenschaft versprüht auch Rui als Chef der Gebrauchtwagen-Sparte. „Ich fahre jeden Wagen ausgiebig Probe, bevor ich ihn zum Verkauf anbiete“, unterstreicht er. Gerade im Gebrauchtwagenbereich habe Opel in Portugal an Gewicht gewonnen, berichtet er. „Man vertraut darauf, dass sie einfach funktionieren.“

„Die Krise im Land ist inzwischen überwunden“, sagt Augusto über die aktuelle Lage. Daher sei die Zeit nun gekommen für „mehr und intensivere Kampagnen“. Schließlich habe sich Opel in Europa in knapp 120 Jahren Unternehmensgeschichte in Sachen Verlässlich- und Langlebigkeit ein gutes Image erarbeitet, findet Augusto. Dies sei für die Marke insgesamt wie auch für Lemos & Irmão ein entscheidender Trumpf: „Wir sind in gewisser Weise die Handwerker im Autohandel. Das ist enorm wichtig für die Kunden, die über Generationen dem Unternehmen die Treue halten.“

 

 

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Text und Fotos: Jan Marot