Eine Million Kadett –
und ein Electrovair


Ein Opelaner, der durchs Feuer geht – 
aber nur zur Übung


Nanu? War Rüsselsheim Drehort für den Hollywood-Blockbuster „Backdraft – Männer, die durchs Feuer gehen“? Von wegen! Das Titelbild der Opel Post-Ausgabe von November 1966 erinnert nur zufällig an das Plakat des Streifens, der ja auch erst 1991 entstehen sollte. Text- und Bildreporter begleiteten eine Übung der Werkfeuerwehr, und  die Redaktion war von den dabei entstandenen Fotos wohl so begeistert, dass eines aufs Cover gehoben werden musste. Da musste sogar der einmillionste Opel Kadett, der im Oktober 1966 in Bochum vom Band gelaufen war, hinten anstehen. Aber sonst ist die Ausgabe alles andere als eine Katastrophe, sondern ermöglicht eine vergnügliche Reise in die Vergangenheit – als es bis zu Mondlandung, Woodstock und Watergate nicht mehr allzu lange dauern sollte.


Der Star? Der Kadett –
aus einer Million Gründen


Verladung des millionsten Kadett im Hafen von Rotterdam.

 

Der unbestrittene Star dieser Ausgabe ist der Kadett. Ab Seite 11 wird der neue „Millionär“ in der Opel-Familie in gebührender Form gefeiert: Der „Stapellauf“ des einmillionsten Opel Kadett, der in Bochum produziert wurde, und dem damit einhergehenden Festakt sind mehrere Seiten gewidmet, sogar der Moment, in dem der Millionär in Rotterdam Richtung USA verschickt wird, ist im Heft verewigt.

„Der neue Kadett ist – insbesondere dank der vom Vorgänger übernommenen Grundkonzeption – als wirtschaftliches, leistungsfähiges, dem Straßenverkehr der Gegenwart angepasstes Fahrzeug nach wie vor der große Gewinner seiner Klasse im in- und ausländischen Automobilgeschäft“, wird Ferdinand Beickler zitiert, der 1966 Chef in Bochum war – von 1982 bis 1986 sollte er die Geschicke der kompletten Adam Opel AG leiten. 1963 ist jeder 13. in Deutschland zugelassene Personenwagen ein Kadett gewesen, 1966 war es bereits jeder 9,7. So lesen sich Erfolgsgeschichten.

Vom Endmontageband gefahren wurde der einmillionste Kadett übrigens vom damaligen nordrhein-westfälischen Wirtschaftsminister Gerhard Kienbaum, auf dem Beifahrersitz hatte Bochums Oberbürgermeister Fritz Heinemann Platz genommen.

Pressefotografen und Kameramänner halten den „Stapellauf“ des millionsten Kadett fest.

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Der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Gerhard Kienbaum (2.v.l.) beglückwünscht Opel-Generaldirektor L.R. Mason (l.).

 


Feuer und Flamme:
„Alarm für Löschzug 1“


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Übung mit dem Leuchtschaumgenerator, der vor allem bei der Bekämpfungeines Brandes von Flüssigkeiten (Benzin, Farben, Lacke usw.) in schwer zugänglichen Räumen benutzt wird.

 

Der Wagen- und Gerätepark der Rüsselsheimer Werkfeuerwehr.

 

Eine Überschrift, die klingt wie ein heutiges „RTL“-Erfolgsformat, und spektakuläre Bilder – allerdings nur von einer als Szenario existierenden Katastrophe. Die Opel Post hat in ihrer Geschichte viele Übungen der Werkfeuerwehr begleitet, selten jedoch hat sich ein Fotograf so ins Zeug gelegt wie der Kollege, der diese Reportage ins Bild setzte. Vor allem der Schuss die Drehleiter hinunter ist großes Kino.

Der Text beschreibt die Abläufe, aber auch die technische  Ausstattung in einer Werkfeuerwehr-Einheit im Jahr 1966 sehr detailliert. Unter anderem widmet er sich der Profession des Feuerwehringenieurs, einem „der universellsten Techniker unserer Zeit: Er muss mit Geigerzähler und Strahlungsdosimeter ebenso umzugehen wissen wie mit hochaggressiven Säuren und brennenden Chemikalien oder mit dem Ölschalter einer Hochspannungsleitung.“ Einfach lesens- und betrachtenswert, nicht nur für Brandschutz-Historiker.


Sieh an:
GM hat schon 1966 elektrisiert


Interessant ist auch, auf was man beim Studium dieser Opel Post-Ausgabe sonst noch stößt. GM hat bereits vor 50 Jahren einen Versuchswagen mit Elektromotor präsentiert – den Electrovair II. Karosserie und Fahrwerk stammten vom Chevrolet Corvair, einer Limousine, die zwischen 1959 und 1969 gebaut wurde.

Als Stromquelle dienten Silberzink-Batterien, die Antriebseinheit beanspruchte außer dem Motorraum auch noch die komplette Rückbank des Wagens.

130 km/h schaffte das Gefährt, die Reichweite lag, je nach Batteriebeanspruchung, zwischen 65 und 130 Kilometern pro Ladung – zu wenig, um sich auf dem Markt zu etablieren. Zudem mussten die teuren Batterien nach ungefähr 100 Aufladungen ersetzt werden.

 

 


Reisebericht:
Russe fährt wie Franzose – also beinahe tschechisch


Panorama von Moskau.

Imbissstand in der Provinz.

„Moskau, fremd und geheimnisvoll…“ – das war die russische Metropole schon lange, bevor die Band Dschingis Khan den berühmten Hit zum Besten gab. Moskau von Deutschland aus mit dem Auto anzusteuern, ist auch heute noch ein Abenteuer. 1966 war es das erst recht. Mitglieder der Hamburger Akademie für Verkehrswissenschaften hatten sich an die über 2.000 Kilometer lange Strecke gewagt – und die Opel Post druckt den Reisebericht eines Teilnehmers in mehreren Episoden.

Neben ausführlichen Beschreibungen – unter anderem von Zollabfertigungen, Straßenverhältnissen und Betankungen – besticht der Aufsatz unter anderem durch wohl eher subjektiv empfundene denn empirisch belegte Darstellungen von nationalen Autofahrermentalitäten. „Die Tschechen fahren vorsichtig und zuvorkommend; bei Geschwindigkeitsübertretungen werden sie hart bestraft, obwohl der mäßige Verkehr kaum Beschränkungen verlangt“, heißt es da beispielsweise. Auch „der Russe“ ist nur aus Angst vor Sanktionen Kavalier: „Der Russe fährt im allgemeinen sehr höflich und denkt mit; er kommt dabei dem Franzosen nahe, ohne dass er es allerdings wie in Paris zu einem nur handbreiten Abstand zwischen den zwei Fahrzeugen kommen ließe. Verliert er den Führerschein, so kann dies zunächst Arbeitslosigkeit bedeuten, weil fast alle Fahrzeuge unter staatlicher Regie laufen.“ Zudem sind die Bilder, mit denen der Reisebericht sich schmückt, eine Pracht.

 


Immer ein Hingucker:
Weltenbummler und Tierfotos


Abseits von Auto und Arbeitsalltag brilliert die Opel Post vom November 1966 auch mit bunten Themen. In den Berichten aus der Opel-Vortragsreihe führen Referenten die Leser nach China, ins Südsee-Paradies Tahiti und ins wilde Kurdistan – was will man mehr, wenn hierzulande die Tage immer kürzer und trüber werden? Die „Tipps für Fotofreunde“ widmen sich diesmal Aufnahmen, die von Tieren „hinter Gitter und Glas“ gemacht werden sollen – und sind mit eindrucksvollen Beispielen belegt. Leider nur in Schwarz-Weiß, denn farbige Mitarbeiterzeitungen waren damals noch undenkbar. Die Leser werden die Darstellungen trotzdem gefreut und zur Nachahmung angeregt haben.

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Hier können Sie die komplette Opel Post-Ausgabe vom November 1966 herunterladen.

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