– Andreas Kubis –
Technical Specialist Camouflage
Die natürlichen Feinde der Tarn-Experten – sprich Erlkönig-Jäger – gehen im Zeitalter der Digitalisierung immer ausgebuffter und professioneller zu Werke. Hochkonjunktur also für die achtköpfige Camouflage-Mannschaft der Vorausentwicklung rund um Tarn-Experte Andreas Kubis.
„Der Insignia war unsere härteste Nuss!“
Warum? Besonders die charakteristische Opel-Sichel im unteren Türenbereich des Flaggschiffs zu verdecken, sei kein einfaches Unterfangen gewesen, so Kubis. Genauso herausfordernd war es, den zweiten LED-„Wing“ des Matrix-Lichts so lange wie möglich und nötig vor der Öffentlichkeit und der Konkurrenz zu verstecken. Denn Tagfahrlicht und Blinker liegen nahe beieinander. „Wir mussten ziemlich lange daran arbeiten, die Tarnung und die Straßenverkehrsordnung miteinander in Einklang zu bringen“, sagt der oberste Hüter des Designs, der seit 1995 bei Opel arbeitet. Ein Dutzend Kunststoff-Teile hat das Camouflage-Team bei der zweiten Insignia-Generation im frühen Entwicklungsstadium an der Karosserie der Testfahrzeuge angebracht, um die tatsächliche Designsprache zu verschleiern.
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Die Profis unter den Erlkönig-Jägern
rücken sogar mit Drohnen an.
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Nicht nur das: Sogar falsche Fährten wurden gelegt. So beispielsweise was den Verlauf der Chromleiste am Heck des neuen Insignia Sports Tourer angeht, die dessen sportliche Silhouette untermalt. Dabei kommen gerne auch mal Alltagsgegenstände zum Einsatz, etwa Rohrisolierungen aus dem Baumarkt oder herkömmliche Eiswürfelzubereiter. „Muster gibt es überall, man muss nur die Augen offen halten“, sagt Kubis. High-Tech ist dagegen die 3D-Folie, die Kubis eigens entwickelt hat, um die aktuellen Opel-Prototypen abzukleben.
„Cube“ – so ist der interne Name der aktuellen Version, die auch die Form des neuen Insignia verstecken sollte – sorgt dafür, dass die Konturen des abgeklebten Fahrzeugs nur ansatzweise zu erkennen sind. „Das macht es Computerprogrammen schwerer, die Farbelemente künstlich aus den Bildern herauszurechnen“, sagt Kubis. „Die Rechner werden immer leistungsfähiger, da braucht man auch immer neue Folienmuster.“
Rechnerkapazität versus Folienmuster
Der technologische Fortschritt beschert dem Tarn-Team allerdings nicht nur neue Möglichkeiten, sondern auch ständig neue Herausforderungen. „Mittlerweile hat fast jeder ständig eine hochauflösende Kamera in seinem Smartphone dabei. Und die richtigen Profis fliegen teilweise sogar mit Drohnen über das Testgelände“, so Kubis. Dass sich die digitale Welt in den sozialen Medien besonders schnell dreht, trägt sein Übriges dazu bei, dass auf das Tarn-Team zunehmend mehr Arbeit zukommt. „Wir müssen da schon mit der Zeit gehen.“
Auch die schiere Masse der zu tarnenden Fahrzeuge war beim neuen Insignia eine Herausforderung: 500 Vorserienfahrzeuge haben Kubis und das Team in der Entwicklungsphase im K40 auf dem Werksgelände getarnt – mehr als bei jedem anderen Produktionsanlauf zuvor. Und ein Tarnvorgang kann schon mal bis zu zwei Arbeitstage dauern. Bei einer Volltarnung müssen beim neuen Insignia immerhin gut und gerne 110 Bögen Folie mit je 60 mal 40 Zentimetern Fläche auf das Auto geklebt werden.
So viele getarnte Fahrzeuge wie nie zuvor
Nachdem dieses kniffelige Mammut-Projekt mit der Veröffentlichung der Bilder zum Insignia Sports Tourer nun abgeschlossen ist, ist Kubis‘ Arbeit noch lange nicht getan. Schließlich befindet sich Opel mitten in der größten Modelloffensive der Unternehmensgeschichte: Sieben neue Modelle allein in diesem Jahr und insgesamt 29 von 2016 bis 2020 – auch den Tarn-Experten bei Opel stehen weiter aufregende Zeiten bevor.