Mitarbeiter der ersten Stunde
Am 30. September 2017 feiert das Werk Eisenach mit einem Tag der offenen Tür Geburtstag. 25 Jahre zuvor lief im Beisein von Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl der erste Astra vom Band, und markierte damit die Eröffnung des thüringischen Opel-Standorts. Von den heute gut 1.800 Eisenacher Kollegen begehen rund 270 zusammen mit dem Werk das 25. Dienstjubiläum. Vier dieser Mitarbeiter der ersten Stunde erzählen der Opel Post ihre ganz persönliche Geschichte. Den Anfang macht „Miss Astra“ Andrea Geiß.
„Komm da mal runter, du hast auf dem Stapler nichts zu suchen“. Andrea Geiß muss heute noch schmunzeln, wenn sie sich an diesen Satz erinnert. Gesagt bekam sie ihn im Herbst 1990, als in der Opel AWE PKW GmbH der Vectra montiert wurde und die damals 19-jährige Lagerfacharbeiterin Montageteile mit einem Gabelstapler transportierte. „Der Kollege aus Rüsselsheim hat das nicht böse gemeint“, erinnert sich Andrea Geiß. „Die kannten das im Westen eben nicht, dass Frauen im Osten Gabelstapler fahren. Ich habe ihm dann ganz ruhig gesagt, dass ich das gelernt habe und schon seit vier Jahren im Werk mache.“
Staplerschein als Eintrittskarte
Gelernt hat das die Eisenacherin während ihrer Lehre im Automobilwerk (AWE) zum „Facharbeiterin für Lagerwirtschaft und Umschlagprozesse“. Ohne den Gabelstaplerschein gab es keinen Facharbeiterbrief. Ihre Schwester hatte den Beruf schon erlernt, und Ende der 80er-Jahre entschied Andrea Geiß sich, dies auch zu tun.
Weil sie den Job interessant und abwechslungsreich findet, und weil sie dabei Staplerfahren lernt. „Das war schon immer mein Ding“, sagt Andrea Geiß heute. „Klar, das ist wohl vor allem eine Tätigkeit aus Jungsdomäne, aber in der Hinsicht war ich eben schon immer ein wenig anders gewesen als die meisten Mädchen.“ Als Jungfacharbeiterin arbeitet sie anschließend in unterschiedlichen Lagerbereichen. Nach dem Mauerfall bewirbt sie sich 1990 erfolgreich bei Opel.
Knapp zwei Jahre später avanciert Andrea Geiß zur „Miss Astra“: Am 23. September 1992 fährt sie den ersten im neuen Eisenacher Werk gebauten Opel Astra von der Linie ins Rampenlicht. Als sie aussteigt, nimmt sie niemand Geringerer in Empfang als Bundeskanzler Helmut Kohl.
„Der liebe Herr Kohl“
„Der liebe Herr Kohl hat uns besucht. Da war ich für ein Tag Promi“, lacht Andrea Geiß. Daran erinnert sie sich gern. Auf das ganze Drumherum mit stundenlangen Proben und dem folgenden Interview-Marathon hätte sie dagegen gern verzichtet. Sie wusste ja nicht, was alles auf sie zukommen würde. Eigentlich sollte Geiß nur das Auto rausfahren und dann schnell wieder verschwinden. Dann aber hielt sich Helmut Kohl nicht an das Protokoll und so machten die Medien aus Andrea Geiß „Miss Astra“. Als solche fuhr sie dann auch fünf Jahre später das Premierenauto der nachfolgenden Astra-Generation vom Band.
—
»25 Jahre Opel Eisenach, das bedeutet für mich viel Freude und wenige Bauchschmerzen. Wir haben alle schwierigen Situationen bisher gut gemeistert. Das schaffen wir auch weiterhin.«
—
Bis 2011 arbeitete die Mutter eines 14-jährigen Sohnes als Lagerfacharbeiterin und Staplerfahrerin. Dann kam der ADAM, und Andrea Geiß wechselte in die Qualitätssicherung für Auswärtsteile (QSA). Als Qualitätsprüferin kontrolliert sie sämtliche Teile, die zum Verbau am Fahrzeug benötigt werden.
Mit Lehre und Lisbeth
„Wenn ein Teil an der Linie nicht passt, werden wir gerufen und überprüfen es zum Beispiel mit einer Lehre, ob es auch den messtechnischen Opel-Vorgaben entspricht“, beschreibt die 47-Jährige ihre Tätigkeit. Und da diese Lehren aus Platzgründen zumeist in mehrstöckigen Regalen gelagert werden, setzt sich Andrea Geiß ab und zu noch auf die „Lisbeth“. Das ist zwar kein klassischer Gabelstapler sondern „nur“ ein Elektro-Seitenhubwagen, aber das fahren mit ihm erinnert sie an ihre Zeit im Lager: „Ich habe das Staplerfahren immer geliebt und mache es auch nach 25 Jahren noch gern.“
Stand Mai 2017