Lieber Matthias Jabs, zwicken Sie sich eigentlich manchmal, wenn Sie auf Ihre wahnsinnige Karriere zurückblicken?
MATTHIAS JABS: Das ist schon der Wahnsinn, was da alles passiert ist. Wir führen uns das immer mal wieder vor Augen, wenn wir Dokumentationen über unsere Band anschauen. Im Alltag spielt das bei uns aber keine Rolle. Wir denken über den Erfolg gar nicht so sehr nach.
Und dass, obwohl Ihr mehr als 100 Millionen Platten verkauft habt!
JABS: Es sind noch viel mehr, würde ich sagen. Diese Zahl von 100 Millionen, die habe ich schon vor zehn Jahren ständig gehört. Da sind schon noch ein paar Millionen dazugekommen.
Trotz dieses gigantischen Erfolgs wollt Ihr so langsam Schluss machen. Warum?
Im Jahr 2010 haben wir unsere letzte Tour angekündigt. Wir wollten aufhören, wenn es am schönsten ist und alle fit sind. Wir sind schließlich eine Hardrock-Band, die auf der Bühne viel herumrennt. Wenn du Blues-Musiker bist, kannst du dich zur Not auch noch auf einen Stuhl setzen. Aber das ist nicht unsere Welt. 2015 wollten wir unser 50-jähriges Bestehen feiern, gingen dafür noch mal auf Welttournee. Wir haben Konzerte in Australien und Vietnam gespielt. Das war supererfolgreich. Wir können einfach nicht aufhören, und so lange alle noch gesund sind, gibt es dafür auch eigentlich keinen Grund.
Warum schaffen es Bands nicht mehr, eine solche globale Berühmtheit zu erlangen, wie beispielsweise die Scorpions?
Das stimmt schon: AC/DC, Iron Maiden, Kiss und eben die Scorpions können Stadien füllen, jüngere Bands nicht. Ich habe mich neulich mit einem Veranstalter eines großen Festivals unterhalten, und der sagte, dass da gerade ein Headliner-Sterben im Gange sei. Wenn AC/DC, Metallica oder wir aufhören, dann wird man anders denken müssen. Man wird die Festivals nicht mehr so groß aufziehen können.
Ihr himmlischster Moment auf einer Konzertbühne?
Wir haben 1983 vor 320.000 Menschen auf dem US-Festival gespielt, organisiert von Steve Jobs. Zwar durften keine Effekte auf der Bühne gezeigt werden, wir hatten aber eine Idee: Wir haben bei der nahe gelegenen Militärbasis angerufen, und die haben fünf Jets geschickt, die während unseres Auftritts tief über die Bühne geflogen sind, übers Publikum, dann über die Berge und wieder Weg. Das war der Wahnsinn.
Opel mit (G)Riff:
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Jetzt spielen Sie auf dem Hessentag in Rüsselsheim. Da wollen wir natürlich wissen: Welchen Opel sind Sie gefahren?
Wir haben ja schon mal in Rüsselsheim gespielt, das muss vor 15 Jahren gewesen sein. Damals sind wir mit einem Orchester aufgetreten. Das war sehr schön. Da haben wir alle einen Opel Speedster geschenkt bekommen.
Oh, und Ihr fahrt den noch?
Mittlerweile nicht mehr, ist lange her. Aber ich weiß, dass wir die Autos begeistert gefahren sind. Es gab sogar eine Scorpions-Version, die mit Gitarre ausgeliefert wurde. Mein Vater ist Opel Rekord gefahren, und ein Freund und ich sind in jungen Jahren mit einem Diplomat mal in den Urlaub gefahren.
Wenn Sie auf die Bühne der Hessentagsarena gehen, da warten mehrere tausend Menschen auf Sie. Werden Sie da eigentlich noch nervös?
Nee, nervös nicht. Aber es ist immer wieder was ganz Besonderes in Deutschland zu spielen. Bei unserem letzten Hessentagskonzert war eine Superstimmung. Hessen ist sowieso sehr gut für uns, wir haben häufig in der Frankfurter Festhalle gespielt. Das war immer ein gutes Pflaster für uns.
Gut oder schlecht, dass die meisten Menschen zumindest in Deutschland bei dem Namen Scorpions an den Song „Wind of Change“ denken?
Das ist ein bisschen einseitig. Die Scorpions hatten ja schon eine große Karriere, bevor es diesen Song gab. Und wir sind ja eine Rockband. „Wind of Change“ ist ein Ausnahmesong, eine Ballade. Der wurde so erfolgreich, weil er genau zum Mauerfall kam. Eigentlich wurde der Song in Moskau geschrieben, weil wir die Veränderung in der Welt doch spüren konnten. Das ist ein toller Song, und er hat weltweit für Furore gesorgt. Aber es ist doch sehr einseitig, wenn man uns nur auf diese Nummer festlegt.
Irgendeinen Wunsch, den Sie sich mit der Band noch erfüllen möchten?
Einer unserer Wünsche ist erst vor kurzem in Erfüllung gegangen. Wir haben bis zum Oktober des letzten Jahres nie in Australien gespielt. Das konnte niemand glauben, war aber so. Nun haben wir es also gemacht und werden im nächsten Jahr auch noch ausführlicher dort spielen. Ich muss sagen, nach so einer langen Zeit gibt’s eigentlich im Sinne von Konzerten und Plattenverkäufen nichts, was wir noch nicht erreicht hätten. Ich wünsche mir, dass wir gesund bleiben.