Studien sprechen nach wie vor davon, dass Frauen und Mädchen weniger häufig als Männer in technischen Berufen anzutreffen sind. Das müsste nicht so sein. Beispiele bei Opel Wien beweisen es. Denn Förderungsmaßnahmen für Frauen haben im Werk Aspern Tradition. Personaldirektorin Barbara Schlosser sagt: „Ein Frauenanteil von sechs Prozent macht für mich noch keinen tollen frauenfreundlichen Betrieb. Für mich sind es immer noch zu wenige Frauen, die sich für einen Beruf in einem Technik- bzw. Automobilunternehmen entscheiden.“
Frauen bei Opel Wien
6 Prozent der MitarbeiterInnen sind Frauen
46 weibliche Angestellte – das sind 20,6 % der Angestellten
48 Arbeiterinnen – das sind 3,7 % der ArbeiterInnen
Frauen in Männerwelten
Simone Sauter/Leiterin Quality Operations bedauert, dass der Frauenanteil in Technikberufen nicht höher ist. „Ich habe meinen Traumjob gefunden“, sagt sie. „Probleme verstehen und strukturiert lösen, Menschen in ihrer beruflichen Weiterentwicklung unterstützen, in internationalem Umfeld arbeiten – das sind nur einige Aspekte, die ich schön finde.“ Seit eineinhalb Jahren freut sie sich, dass in ihrem Team eine junge Qualitätsingenieurin in ihre Fußstapfen tritt: „Ich gebe gerne meine persönlichen Erfahrungen weiter.“ – Stefanie Wallner ist zurzeit dabei ihren Master an der FH Wiener Neustadt abzuschließen. Sie freut sich über ihre Berufswahl: „Ich bin ganz einfach an Technik interessiert. Und das Arbeiten in einem Produktionsbetrieb ist besonders spannend.“
Sie und Simone Sauter und andere Kolleginnen bei Opel Wien haben auf die Frage der „Opel Post“, was es bedeute als Frau einen technischen Beruf zu haben, durchwegs ähnliche Antworten: „Ich bin fast immer nur von Männern umgeben.“ (Simone Sauter) „Ich bin es gewöhnt als Frau einen Männerjob zu machen.“ (Ulrike Glas) „Seit ich 14 Jahre alt bin, bin ich großteils von Männern umgeben.“ (Tanja Seiser) „Mein Leben lang war ich die einzige Frau unter Männern – beim TU-Studium, bei Opel Wien. Ich habe mich immer in einer Männerwelt bewegt.“ (Melike Devletli-Egkher) „Man hat nur wenige Kolleginnen.“ (Bianca Gebhart)
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»Man hat nur wenige Kolleginnen.«
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Frauen-Förderung
Programmplanungs-Managerin Melike Devletli-Egkher (zu ihrem Verantwortungsbereich zählen außerdem noch Disposition für direktes Material, Versandplanung, Materialkontrolle, Projekte) lobt Opel Wien: „Frauen in Männerberufen, in Führungspositionen wurden im Werk Aspern immer gefördert.“
Tanja Seiser (die einzige Meisterin bei Opel Wien) erinnert sich dazu: „Ich war unter Generaldirektor Rudolf Hamp in der ‚Frauengruppe‘. Zum Beispiel Frauenparkplätze wurden damals eingeführt.“ Sie zeigt Verständnis, wenn Benefits für Frauen Neid hervorrufen. Trotzdem sagt sie: „Es gibt noch immer nicht genug Förderung für Mädchen, die eine HTL oder eine technische Lehrlingsausbildung absolvieren wollen.“
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»Ich bin es gewöhnt als Frau einen Männerjob zu machen.«
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Brigitte Giller, einzige Teamsprecherin (von rund 160 Teamsprechern) im Werk Aspern und gleichzeitig Betriebsrätin, erinnert sich an die Auszeichnung des Werks als frauenfreundlichster Betrieb: „Damals haben wir Frauen sogar einen Stressbewältigungskurs gemacht.“ Und bedauert, dass es heute nicht mehr so viele Frauen im Werk Aspern gäbe wie früher. In der F 17-Getriebemontage, wo Brigitte Giller für die A-Schicht Teamsprecherin ist, stehen vier Frauen 43 Männern gegenüber; ebenso in der B-Schicht.
1983 hat Brigitte Giller – gelernte Einzelhandelskauffrau – im Werk Aspern zu arbeiten begonnen. „Ich wollte schon immer einen anderen Beruf, ich habe sogar überlegt Rauchfangkehrerin zu werden. Aber das war damals alles nicht möglich. Weil es keine getrennten Toiletten gab oder aus anderen Gründen. Meine jüngere Schwester konnte dann schon Elektrotechnikerin lernen.“ Umso mehr setzt sich die Teamsprecherin für andere Frauen ein und berichtet vom alljährlichen Frauen-Informationsgespräch, das sie mit Arbeiterbetriebsratsvorsitzender Renate Blauensteiner gemeinsam für alle Arbeiterinnen im Werk organisiert.
Lehrlingsausbildung
„Zurzeit haben wir leider keine weiblichen Lehrlinge“, sagt Lehrwerkstättenleiterin Ulrike Glas. Und bekennt zu ihrer eigenen Position: „Ich bin ein Exot bei den Treffen von Lehrwerkstättenleitern.“ Die HTL-Technikerin ist die einzige Frau an der Spitze einer Lehrwerkstätte der Fahrzeugindustrie in Österreich. „Ich kann viel bewegen“, sagt sie und lobt die Vielfalt ihres Jobs. „Es ist spannend mit den Jugendlichen zu arbeiten und zu beobachten, wie sie sich entwickeln.“
Natascha Ficulovic hat erst jüngst ihre Lehre als Elektrotechnikerin bei Opel Wien abgeschlossen. Jetzt arbeitet sie im Zahnradprüfraum, vermisst Zahnräder aus dem F 17-Bereich, überprüft Messberichte und wechselt Werkzeuge … „Die Arbeit hier ist spannend“, sagt sie und erklärt: „Ich mache auch Umbauten, das heißt ich baue die Maschine auf eine andere Übersetzung um.“
„Schmutz macht mir nichts aus. Ich bin da anders. Ich will vor allem Neues lernen“, sagt Natascha Ficulovic. Sie vertritt offensichtlich eine neue Generation.
Kein Problem
Nicole Kloiber/Instandhalterin in der Motor-Montage sieht das Thema „Frauen in Männerberufen“ ganz locker: „Ob Mann oder Frau ist bei uns kein Problem.“ Sie fügt hinzu: „Mir gefällt alles an meinem Beruf. Ich könnte mir nichts anderes vorstellen.“ Außerdem lobt die zweifache Mutter: „Die Elternteilzeit-Gleitzeit ist für mich eine tolle Sache.“
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»Mir gefällt alles an meinem Beruf. Ich könnte mir nichts anderes vorstellen.«
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Birgit Narat ist die einzige Fertigungsmitarbeiterin in der Nockenwellen-Fertigung von insgesamt 12 MitarbeiterInnen (in allen drei Schichten). Sie sagt: „Ich bin als Frau wirklich gleichberechtigt. Ich werde weder besser noch schlechter behandelt.“ Zu ihrer Arbeit stellt sie fest: „Ich möchte etwas schaffen, produktiv tätig sein. Im Verkauf arbeiten wäre nichts für mich. Was mir hier noch gefällt: Ich mag die Abwechslung – und die Kollegen.“
Beruf: Technikerin
Was Frauen in Technik-Berufen gemein zu sein scheint, ist die Begeisterung für ihren Beruf. Da ist von Vielfalt, von abwechslungsreichen Herausforderungen, der Möglichkeit Verantwortung zu übernehmen, die Rede. Von Tanja Seiser klingt das so: „Durch meinen Beruf konnte ich schon viele verschiedene Branchen kennenlernen; Flugzeugmotoren-Produktion, Schienenindustrie und Opel.“
Katrin Grandl/Leiterin Material Handling sagt: „Ich habe einen Beruf, in dem ich meine bereits erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten einsetzen und – aufgrund der zahlreichen Schnittstellen zu anderen Bereichen – jeden Tag etwas Neues dazu lernen kann. Cross-funktionale Aufgaben und zahlreiche neue Projekte sowie die Möglichkeit gemeinsam mit meinem Team und den Kollegen etwas ‚bewegen‘ zu können – das motiviert mich und bringt Freude an der Arbeit.“
Zum Thema „Frau in einer Männerwelt“ hat Katrin Grandl ebenfalls eine eigene Sicht der Dinge: „Zu Beginn meiner Tätigkeit bei Opel Wien habe ich es nicht gespürt, dass ich als Frau eine Ausnahme war. Jedoch ab meiner ersten Führungsposition ist es mir ab und zu bewusster geworden: Ich war die einzige Frau unter Männern, und dazu noch die Jüngste. Jetzt ist das kein Thema mehr; nur manchmal außerhalb unseres Werks – da gibt es Situationen, bei denen ich innerlich schmunzeln muss. Bei einer Betriebsbesichtigung mit meinem damaligen Vorgesetzten – vor einigen Jahren – gab es Erstaunen über meine fachlichen Fragen und schließlich Lob: ‚Obwohl ich doch die Assistentin sei.‘“
Freude an der Arbeit
Bianca Gebhart, einzige Frau in Manufacturing Engineering und als Launch Managerin verantwortlich für die Härterei, sagt: „Was mich nach wie vor fasziniert: Eingriffe und Versuche an den Anlagen zeigen sofortige Auswirkungen auf die Prozesse. Ich arbeite gerne in einem dynamischen und spannenden Arbeitsfeld, wo kein Tag dem anderen gleicht. Aufgrund meiner Tätigkeiten bin ich sehr direkt am Geschehen in der Fertigung unterwegs und habe mit vielen verschiedenen Menschen und Herausforderungen zu tun.“
Auch Ismeta Ramic hat Freude an ihrem Werkslogistik-Job: „Ich bin ganz stolz, wenn ich etwas Schweres mache, so dass Männer sich wundern, dass ich das kann.“ Und: „An meinem Job jetzt gefällt mir alles. Es ist immer was zu tun. Das mag ich.“
Frauen müssten sich mehr beweisen, meint Ismeta Ramic. Und weiß dabei, wovon sie spricht: Den Weg zu ihrem jetzigen Job musste sie sich über mehrere berufliche Stationen erst mühsam erarbeiten.
Das weibliche Element
Gibt es also gar keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern? Außer dass Frauen ihren männlichen Kollegen in Technikberufen zahlenmäßig unterlegen sind? Doch, es gibt sie. Katrin Grandl bringt es auf den Punkt: „Manche Dinge muss frau doch einfach hinnehmen: Beispielsweise dass ein schönes Kleid und Sicherheitsschuhe optisch keine optimale Kombination sind.“
Frauen-Karrieren
Melike Devletli-Egkher
– Studium Wirtschaftsingenieurwesen-Maschinenbau an der TU Wien
– seit 2007 bei Opel Wien beschäftigt; zunächst als SLT-Spezialistin in der GMS-Gruppe
– seit 2008 Logistik-Spezialistin in der Werkslogistik
– 2009 bis 2013 Manager Material Handling und Verpackung
– 2013 bis 2014 (bis zur Karenz) Facility Manager
– seit 2016 Manager Production Control & Logistics (Programmplanung, Disposition für direktes Material, Versandplanung, Materialkontrolle, Projekte)
Bianca Gebhart
– 2001 bis 2005 Fachhochschule Steyr für Produktion und Management
– 2003 Austauschsemester in Schweden am Linköpings Institute for Technology
– 2004 Berufspraktikum bei Sandoz GmbH in Wien im Bereich Globale Pharmazeutische Produktion
– 2005 Diplomarbeit bei Diamond Aircraft Industries GmbH in Wiener Neustadt zur Simulation der Endmontage
– 2006 bis 2010 bei Schaeffler Austria GmbH in Berndorf-St. Veit als Produktkonstrukteurin
– 2011 bis 2012 bei Compensa in Wien als Maschinenbautechnikerin
– 2012 bis 2013 bei Knowles Sound Solutions in Wien als Produktionsassistentin
– seit 2014 bei Opel Wien beschäftigt als Fertigungsplanerin
– seit 1. Juni 2017 Launch Managerin für die Härterei
Brigitte Giller
– 1981 bis 1983 Ausbildung als Einzelhandelskauffrau
– seit 1986 bei Opel Wien; zunächst Mitarbeiterin in der Motormontage
– 1987 bis 2002 F 13-Getriebebau
– 1989 bis 2016 Sicherheitsvertrauensperson
– seit 2003 F 17-Getriebemontage
– seit 2008 Stellvertretende Teamsprecherin
– seit 2008 Betriebsrätin
– seit 2009 Teamsprecherin
Ulrike Glas
– seit 1992 bei Opel Wien; zunächst im Einkauf
– 1992 bis 1995 HTL Maschinenbau am TGM in Wien (Abendschule)
– ab 1999 QNPS-Gruppe
– ab 2002 Projektmanager Make-or-Buy-Projekte
– ab 2004 GMS-Gruppe
– ab 2008 Personalabteilung: I&V und (ab 2012) GMS-People Involvement
– ab 2012 GMS-Koordinatorin (inkl. 3 Monate Meisterin in der Zylinderblock-Fertigung)
– ab 2015 Leiterin der Lehrwerkstätte
Katrin Grandl
– FH-Studium Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der FH Burgenland in Eisenstadt
– seit 2008 bei Opel Wien; zunächst als Follow up- Spezialist in der Disposition
– seit 2011 Supervisor Production Planning and Scheduling
– seit 2013 Manager Material Handling
Natascha Ficulovic
– seit 2013 bei Opel Wien; Lehrlingsausbildung Elektrotechnik
– seit 2017 Instandhalterin im Zahnradprüfraum
Nicole Kloiber
– 2005 bis 2009; ÖBB; Lehrlingsausbildung Maschinenfertigungstechnik
– seit 2010 bei Opel Wien; zunächst im Sechsgang-Getriebebau Antriebswellen-Fertigung
– seit 2012 M 20/32-Getriebemontage; Instandhalterin
– seit Dezember 2015 Instandhalterin Motormontage (in Elternteilzeit-Gleitzeit)
Birgit Narat
– seit 1992 Fotografie-Lehre
– 1995 bis 1998 Karenz
– 1998 bis 2006 Berufstätigkeit für Mondi Korneuburg und andere Unternehmen
– 2006 bis 2009 Zerspanungstechnik-Lehre
– seit 2010 bei Opel Wien: Mitarbeiterin in der Nockenwellen- bzw. Pleuel-Fertigung; zurzeit in der Nockenwellen-Fertigung
Ismeta Ramic
– 2003 – 2006 Schlosser-Ausbildung am bfi Wien
– 2006 bis 2009 Pflegetätigkeit in einem Altenheim der Gemeinde Mödling
– 2003 bis 2006 Schlosser-Ausbildung am bfi Wien
– seit 2010 bei Opel Wien: zunächst in der Zylinderkopf-Fertigung, dann in der Nockenwellen-Fertigung
– seit 2017 Werkslogistik-MitarbeiterIn
Simone Sauter
– Studium Maschinenbau an der TU Wien
– seit 2000 bei Opel Wien; zunächst Meisterin F 13-Getriebebau Räder-Fertigung
– seit 2001 Gruppenleiterin Feinmessraum/Werkstofflabor
– seit 2003 Koordinatorin F 17-Getriebebau Wellen-/Räder-Fertigung
– seit 2005 Abteilungsleiterin Quality Operations
Tanja Seiser
– 2005 Matura an der HTL Eisenstadt, Fach Maschinenbau/Ausbildungsschwerpunkt Flugtechnik
– 2006 bis 2008 Produktionsorganisation bei Diamond Aircraft in Wiener Neustadt
– 2008 bis 2010 Leitung Produktionsorganisation & Sales als After Sales Executive bei Austro Engine in Wiener Neustadt (Flugzeugmotoren)
– 2010 bis 2012 bei Opel Wien; als Supplier Quality Engineer
– 2012 bis 2013 Projektmanagerin bei TSA in Wiener Neudorf (Schienenindustrie)
– 2014 bis 2015 bei Opel Wien; Quality Engineer in der Abteilung Quality Operations
– seit Juni 2015 Meisterin Motormontage und Red X-Plantmaster
Stefanie Wallner
– FH- Studium Wirtschaftsingenieurwesen an der FH Wiener Neustadt
– seit 2015 bei Opel Wien: Quality Operation