Die Initialzündung


23. Mai 1928

Auf der Berliner AVUS beginnt das Raketenzeitalter. Fritz von Opel, Enkel des Firmengründers Adam Opel, startet mit seinem RAK 2 zu einer weltweit beachteten Rekordfahrt. Das Raketenfahrzeug ist mit 24 Pulverraketen ausgestattet. Sie stammen aus der Fabrikation von Friedrich Sander. Fritz von Opel zündet sie per Fußpedal. Die 6.000 Kilogramm Gesamtschub hätten ausgereicht, um einen ganzen Häuserblock in die Luft zu sprengen. Nur eine Stahlpanzerplatte trennt den Piloten von dem Sprengstoff. Seitlich befinden sich Stabilisierungsflügel mit negativem Anstellwinkel, die den errechneten Auftrieb kompensieren und den Wagen am Boden halten sollten. Tatsächlich hebt der RAK 2 am Ende ein Stück weit ab, doch von Opel gelingt es, die Kontrolle zu behalten. Die Fahrt dauert keine drei  Minuten.

Die Raketenfahrt ist am nächsten Tag nicht nur auf allen Titelseiten, das Ereignis beeindruckte die Menschen nachhaltig und schlug sich zum Beispiel in Comics nieder.


„Ich trete auf das Zündpedal. Hinter mir heult es auf und wirft mich vorwärts. Es ist wie eine Erlösung. Ich trete nochmal, nochmals und – es packt mich wie eine Wut – zum viertenmal. Seitwärts verschwindet alles. Ich sehe nur noch das große Band der Bahn vor mir. Ich trete schnell noch viermal, fahre nun mit acht Rohren. Die Beschleunigung ist ein Rausch. Ich überlege nicht mehr. Ich handle nur noch im Unterbewusstsein. Hinter mir das Rasen der unbändigen Kräfte…“

 – Fritz von Opel über seine Rekordfahrt  –


3000 geladene Gäste aus Sport  Film, Wissenschaft und Politik – unter ihnen die Schauspielerin Lilian Harvey (Foto links) – sowie Pressevertreter, Fotografen und Filmleute aus dem In- und Ausland  versammelten sich an der AVUS.


Der RAK 2

Das Fahrgestell stammte von einem Opel 10/40 PS, der Wagen hatte weder Motor noch Getriebe.
Länge: rund 4880 mm
Breite ohne Stabilisierungsflächen: rund 1400 mm
Höhe: rund 1200 mm.

Raketen-Fritz Der 29-jährige Fritz von Opel wurde über Nacht zum gefeierten Star.


Pressestimmen zu
Fritz von Opels Rekordfahrt


»Mit unerhörter Gewalt raste das Fahrzeug auf der Bahn entlang den Zuschauertribünen zu. (…) Die Vorführung des Opel-Raketenwagens ist als interessanter Blick in das Forschungslabora­torium vorwärtsstrebender, wagemutiger Männer zu werten, die sich das Ziel gesetzt haben, das Problem des stratosphärischen Fluges  zu lösen.«

Journalist Heinrich Kluth

»… Trotzdem konnte sich niemand von den vielen Tausenden von Zuschauern, die der Vorführung auf der AVUS beiwohnten, des Eindrucks erwehren, daß man am Beginn eines neuen Zeitalters steht.« (…)

Dipl.-Ing. P. Friedmann in
Das Motorrad Heft 12 / 1928, 9. Juni 1928

»Das Sensationelle an Opels Raketenfahrt über die Berliner AVUS-Straße liegt nicht allein in der kühnen Fahrt selbst, sondern besonders auch in ihren Folgen: Publikum und Wissenschaft sind nämlich endlich belehrt worden und beginnen, an die Zukunft der Rakete als Motor neuer Schnellverkehrs-Maschinen zu glauben.«

Otto Willi Gail in Illustrierte Zeitung, Leipzig, 1928



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Fotos: Opel Media Archiv