„Als nächstes gehen wir die Produktion für die erste Insignia-Generation an.“
Daumendick trägt Hartmut Paulke den schwarzen Kleber auf die Tür-Außenhaut. Zusammen mit seinem Kollegen Werner Walmen positioniert er das Blech auf einem Stützrahmen, ein Roboter erwacht und setzt das Metall passgenau auf die Innenhaut. Zwei weitere Maschinen schalten sich ein und falzen die Kanten. Durch diese Bördeltechnik entsteht alle zwei Minuten eine rechte Hintertür für den Opel Meriva – den Kompaktvan, der im Frühjahr 2017 letztmals in Saragossa vom Band gelaufen ist.
Die Kollegen Paulke und Walmen sind zwei der derzeit 14 Kollegen, die seit Januar in den neuen Fertigungszellen im K40 im Einsatz sind. Sie sind Teil der Kundendienstfertigung, die nach mehr als zwei Jahrzehnten wieder am Opel-Stammsitz eingezogen ist. Auch im Presswerk und in der Lackiererei sind Kollegen für den neuen Bereich tätig. „Die Produktion der Kundendienstteile für den Meriva ist sehr gut angelaufen“, sagte Werksdirektor Michael Lewald. „Als nächsten Schritt werden wir die Teile-Produktion für den Insignia der ersten Generation angehen. Die neuen Kundendienstzellen sind hochflexibel und geben uns die Möglichkeit, eine hohe Varianz an benötigten Teilen für unsere Kunden zu fertigen.“ Nachdem die Serienproduktion des Meriva im vergangenen Jahr in Saragossa ausgelaufen ist, wurden die Werkzeuge im Nordosten Spaniens abgebaut und nach Rüsselsheim gebracht. Hier wurden die Anlagen angepasst und integriert, bis die Produktion nun im Januar anlaufen konnte.
„Es ist im doppelten Sinne positiv, die Ersatzteile wieder im eigenen Hause zu produzieren“, sagt Uwe Baum. Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende hatte sich in den vergangenen Monaten intensiv für die neue Anlage eingesetzt. „Wirtschaftlich rechnet sich das Insourcing-Projekt: Bei einer externen Produktion über einen Dienstleister verdienen wir deutlich weniger pro Stück. Gleichzeitig können wir hier Mitarbeiter einsetzen, die alters- oder gesundheitsbedingt Probleme mit der Taktung an der Produktionslinie haben.“
Die Kundendienstfertigung erforderte nicht nur neue Anlagen, sondern auch ein neues Denken: „Alte Vorgehensweisen und Denkmuster mussten über Bord geworfen werden“, erläutert Dr. Michael Rupp aus dem Bereich Manufacturing Engineering, der in einem sechsköpfigen Team die Konzeption und Genehmigung des Projekts verantwortete. Denn statt dem gewohnten hohen Output einer Großserienfertigung, steht bei der Kundendienstfertigung eine hohe Flexibilität bei kleinen Stückzahlen im Fokus. Auch die Logistikkette musste überdacht werden – von der Bestellung der Kundendienstteile durch die Händler, dem Ordern vieler Einzelteile in kleinen Losgrößen, bis hin zur Produktion und Auslieferung an den Kunden.
„Alte Vorgehensweisen und Denkmuster mussten über Bord geworfen werden.“
Die meisten der in Rüsselsheim gefertigten Komponenten gelangen in das Warenverteilzentrum von Opel in Bochum, teilweise auch direkt in andere europäische Lager. Von dort werden die Teile schließlich an die Händler verschickt.
Die Meriva-Ersatzteile bedeuten nur den Anfang der Kundendienstfertigung. Schon bald werden – wie von Michael Lewald angekündigt – auch Komponenten der ersten Insignia- sowie der aktuellen Corsa-Generation in Rüsselsheim entstehen. Und spätestens dann werden die Kollegen Paulke und Walmen weitere Kollegen und Roboter im K40 begrüßen.
Stand Februar 2018