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30 Prozent
der gesamten Synergien aus der Integration von Opel/Vauxhall in die Groupe PSA sollen durch den Einkauf erzielt werden.
Opel Post: Herr Lohscheller, vor rund 100 Tagen haben Sie unseren Unternehmensplan PACE! vorgestellt, wie sieht die Zwischenbilanz aus?
Michael Lohscheller: Wir haben sofort damit begonnen, die Punkte mit hohem Tempo umzusetzen. Denn ein guter Plan ist nur fünf Prozent des Erfolgs, die Umsetzung aber 95 Prozent. Und wir sehen erste Ergebnisse, die uns den Weg zum Erfolg ebnen. Wir haben das Potenzial, die drei großen PACE!-Vorgaben zu erreichen: Opel wird profitabel, elektrisch und global.
Welche Umsetzungen sind das konkret?
Zunächst haben wir nach Synergien innerhalb der Groupe PSA gesucht. Im Einkauf haben wir uns neu strukturiert, arbeiten engagiert im Konzern zusammen und können durch die Bündelung der Aktivitäten schon erhebliche Skaleneffekte realisieren. Hier liegt viel Potential, denn langfristig sollen 30 Prozent der gesamten Synergien aus der Integration von Opel/Vauxhall in die Groupe PSA durch den Einkauf erzielt werden. Ein weiteres Beispiel, das mich besonders beeindruckt, stammt aus dem Marketing. Es ist die Bündelung des Mediavolumens innerhalb der Groupe PSA. Marktführer MediaCom arbeitet seit diesem Jahr für alle fünf Automarken der Gruppe. Die Betreuung aus einer Hand spart enorme Summen bei der Schaltung und Platzierung von Werbung.
Der PACE!-Plan sieht auch die Erweiterung unserer Absatzmärkte vor …
Tatsächlich geht es auch bei unserer Exportoffensive schnell voran. PACE! plant eine Verdoppelung der Verkäufe in Übersee bis 2020. Opel wird global. Unsere Marke wird ihren Auftritt in 15 Exportmärkten in Asien, Afrika und Südamerika weiter stärken. Vor allem Nordafrika rückt stärker in unseren Blickpunkt: Nach weniger als 100 Tagen haben wir neue Importeure in Marokko und Tunesien. Zudem schauen wir auch auf ganz neue Märkte für Opel. Beispiele für die erste Phase sind Argentinien, Kolumbien, Vietnam, Kuwait und Saudi-Arabien. Bis Mitte des kommenden Jahrzehnts werden mehr als zehn Prozent des Opel-Verkaufsvolumens außerhalb Europas realisiert.
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Opel wird profitabel:
„Wir schöpfen Synergien innerhalb der Groupe PSA aus. Im Einkauf liegt das meiste Potential. Ein weiteres Beispiel: Durch die Bündelung des Mediavolumens sparen wir enorme Summen bei der Platzierung von Werbung.“
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Opel wird elektrisch:
„Alle Opel/Vauxhall-Modelle werden in Rüsselsheim entwickelt. Das gilt auch für den Corsa – sowohl für die Versionen mit konventionellem Antrieb als auch für das Elektroauto. Wir haben dafür am Stammsitz ein eigenes Projektzentrum etabliert.“
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Opel wird global:
„Unsere Marke wird ihren Auftritt in 15 Exportmärkten in Asien, Afrika und Südamerika weiter stärken. Vor allem Nordafrika rückt stärker in den Blickpunkt: Nach weniger als 100 Tagen haben wir bereits neue Importeure in Marokko und Tunesien.“
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Was geschieht aktuell an unseren Standorten?
Auch in den Anstrengungen, Struktur und Arbeitsweise unseres Unternehmens wettbewerbsfähig zu gestalten, machen wir große Fortschritte. Das gilt für alle Standorte. So haben wir uns zum Beispiel in Deutschland schon im vergangenen Dezember mit den Arbeitnehmervertretern auf die „Soziale Rahmenvereinbarung für eine nachhaltige Zukunft“ geeinigt und setzen jetzt Programme zu Altersteilzeit und Vorruhestand um. In den Werken gehen wir Schritt für Schritt vor, um die Zukunft unserer Standorte gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretungen zu sichern. Zuletzt haben wir in Spanien ein Rahmenabkommen geschlossen, mit dem wir die Zusage verknüpfen, den neuen Corsa exklusiv in Saragossa zu bauen – auch in einer Elektroversion.
Wird denn dieser neue Corsa auch unverkennbar ein Opel sein?
Absolut! Wir haben die Entscheidung getroffen, in Zukunft alle Opel/Vauxhall-Modelle in Rüsselsheim zu entwickeln. Das gilt selbstverständlich auch für den Corsa – sowohl für die Versionen mit konventionellem Antrieb als auch für das Elektroauto. Wir haben ein eigenes Projektzentrum für den neuen Corsa in Rüsselsheim etabliert. Außerdem sind wir jetzt mit Hochdruck dabei, jene Technologie-Felder im Engineering zu definieren, in denen wir uns innerhalb der gesamten Groupe PSA als „Centers of Competence“ aufstellen.
Wie sieht der zeitliche Rahmen aus?
Wir wollen noch vor Ablauf dieses Quartals weitere solcher Kompetenzzentren verkünden. Im Übrigen übernimmt eine dreistellige Zahl an Opel-Ingenieuren bereits Aufgaben, die Peugeot, Citroën und DS Automobiles zuvor an Dienstleister vergeben hatten. Tendenz: steigend. Und auch unser Opel Test Center in Dudenhofen profitiert von der engeren Zusammenarbeit. Für unsere drei Konzernmarken Peugeot, Citroën und DS führen wir dort schon Tests durch, etwa auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke.
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ZUR PERSON
Seit Juni 2017 führt Michael Lohscheller die Opel Automobile GmbH. Zuvor war er seit September 2012 für die Finanzen des Rüsselsheimer Automobilherstellers zuständig. Der Diplom-Kaufmann war vor seinem Eintritt bei Opel bei der Volkswagen Group of America, wo er als Finanzchef einen erfolgreichen Turnaround geleitet hat. Der passionierte Läufer, geboren am 12. November 1968, ist verheiratet und hat zwei Kinder.
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PACE!
PACE!, englisch für Tempo. Die Buchstaben stehen für:
Profitability and Performance
(Profitabilität und Leistung),
Agility and Accountability
(Agilität und Verantwortlichkeit),
Collaboration and Customer focus
(Zusammenarbeit und Kundenorientierung),
Enablement and Empowerment of our employees (Verantwortungsübertragung an Mitarbeiter).
Mit welchen neuen Modellen können wir bereits in diesem Jahr punkten?
Wir stellen in diesen Tagen unseren neuen Insignia GSi der internationalen Presse vor. Ich bin sicher, dass das Auto hervorragend ankommt. Unser neues sportliches Flaggschiff mit 260 PS ist mehr der Typ Leichtathlet als Muskelprotz. Das wird ganz schnell dort spürbar, wo sich die Querdynamik-Spreu vom Weizen trennt. Auf der Nürburgring-Nordschleife lässt der fein abgestimmte „Gripmaster“ auch weit kräftigere Konkurrenten hinter sich. So macht PACE! Spaß.
Vor wenigen Tagen sind auch die ersten Fotos der neuen Combo-Generation veröffentlicht worden …
… ein gemeinsames Projekt, in dem es auch Fahrzeuge unserer Schwestermarken Peugeot und Citroën gibt. Bislang sind wir in dem Segment Hochdachkombi, das in Europa rund eine Million Einheiten umfasst, unterrepräsentiert. Das wird sich nun ändern: Gerade das Potenzial bei den Familien-Vans ist enorm und der Combo passt sehr gut in unsere Tradition von praktischen Fahrzeugen mit hohem Nutzwert. Egal, ob als Combo Life für Familien mit hohen Ansprüchen an Geräumigkeit und Komfort, oder als Transporter: Dieser Hochdachkombi hat das Potenzial, zum Wachstumsbeschleuniger unserer Marke zu werden.
Liegt also die Umsetzung des PACE!-Plans voll im Plan?
PACE! schreitet voran. In kleinen und einigen größeren Schritten. Wir haben schon viel erreicht, aber wir sind noch lange nicht am Ziel. Gerade in diesem Jahr stehen wir noch vor weiteren wichtigen Veränderungen, denn klar bleibt: Der Status Quo ist keine Option. Wir haben viel zu lange Verluste eingefahren und müssen unser Geschäft endlich wetterfest machen – und zwar nachhaltig.
Stand Februar 2018