Die komfortablen Sechsgang-Schaltgetriebe aus Rüsselsheim kommen weltweit in GM-Modellen zum Einsatz. Auch im Chevrelot Malibu, der in Südkorea montiert wird. Ein Teil der Produktion wurde bis vor kurzem nach Europa exportiert. Nachdem GM den Rückzug Chevrolets vom europäischen Markt beschlossen hatte, waren rund 600 Getriebe, die sich bereits auf den langen Seeweg nach Korea gemacht hatten, jedoch überzählig, als sie nach rund sechs Wochen ihren Bestimmungsort erreichten. Sie wurden sie nach Rüsselsheim zurückgeschickt.
Und nun? Sie in ein anderes Modell einsetzen? Das ist nicht so einfach. Ein Getriebe ist ungeheuer komplex, vergleichbar mit einem Uhrwerk, in dem eine Vielzahl von Zahnrädern exakt aufeinander abgestimmt ineinander greifen muss. Jede Motor- und Fahrzeugapplikation verlangt nach einer eigenen Spezifikation. Insgesamt fertigen die Rüsselsheimer rund 64 Getriebevarianten. Die für den Chevy Malibu war daher so, wie sie war, nicht mehr für ein anderes Fahrzeug zu gebrauchen.
ARBEITSKREIS TÜFTELT BESTE UMBAU-LÖSUNG AUS
Die exakt 594 Einheiten einfach zu verschrotten, kam fürs Führungskräfteteam des F40-Werks allerdings nicht in Frage. Daher gründete es einen Arbeitskreis, um herauszufinden, wie diese Spezifikation mit dem geringstmöglichen Aufwand für ein aktuell nachgefragtes Fahrzeug „passend“ gemacht werden konnte. Da dabei viele Gesichtspunkte zu berücksichtigen sind, wurde das Gremium abteilungsübergreifend besetzt. Viele Informationen und zusätzliches Engagement aus den Bereichen der Logistik, der Programmsteuerung, der lokalen Planung, den direkten Fertigungsbereichen der Montagelinie sowie der Getriebe-Reparatur wurden benötigt um eine Lösung zu finden.
Das Ergebnis der intensiven Untersuchung: Die Getriebe, die zuvor um die halbe Welt reisten, konnten vor Ort in Rüsselsheim verbaut werden. Sie ließen sich für die 2.0 Liter-Dieselversion des Insignia „passend machen“.
1A-OPEL-QUALITÄT BLEIBT GEWÄHRLEISTET
Im Wesentlichen musste dazu der so genannte „Schaltdom“ getauscht werden, über den die Schaltzüge der Fahrzeuge ans Getriebe angebunden werden. Außerdem waren leichte Modifikationen an der Start/Stopp-Automatik notwendig. „Alles in allem aber ein absolut überschaubarer Aufwand“, fasst Tilo Richter zusammen, Leiter des Kernteams im F40-Werk.
Für den regulären Produktionsablauf bedeutete diese Zusatzaufgabe, die Integration weiterer Sicht- und Qualitätsprüfungen in die Standardaufgaben. Am Ende des Montagebandes durchlaufen die Umbauten allerdings die gleichen hundertprozentigen Endprüfungen wie alle anderen F40-Getriebe. „Denn schließlich wollen wir auch für sie 1a-Opel-Qualität gewährleisten“, so Tilo Richter.
ANERKENNUNG VON GANZ OBEN – VERDIENST ALLER MITARBEITER
Da die Umbauten „von Hand“, allerdings im Rahmen des Alltagsgeschäfts erledigt werden mussten, wurden die 594 Getriebe maßvoll dosiert in den Fertigungsprozess eingeschleust. Nur 20 Einheiten pro Schicht – insgesamt entstehen in der Fertigungshalle M55 am Tag 580 Sechsganggetriebe.
Trotz aller Zusatzaufwendungen sparten die Umbauten dem Unternehmen fast 350.000 Euro – ein Erfolg, zu dem alle Mitarbeiter des Werks ihren Teil beitrugen. Und der sich bis in die höchsten GM-Führungskreise herumsprach. Die führenden Köpfe hinter dem Projekt wurden vom Opel-Vorstandsvorsitzendem Karl-Thomas Neumann nun mit einem der begehrtesten Innovationspreise innerhalb des Unternehmensverbundes, dem Transformers-Award, ausgezeichnet.
Stand Juni 2014
Mit dem „Transformers Award“ zeichnet die GM-Führungsspitze Mitarbeiter aus, die neue, innovative Wege beschritten haben, um die Business-Ziele des Unternehmens zu unterstützen. Kandidaten werden von den Werksleitern direkt nach Detroit gemeldet, wo auch die Entscheidung über die Preisvergabe fällt.