Das europäische Opel-Händlernetz zeichnet sich durch eine große Tradition und Loyalität aus. In der Serie „Opel for ever“ stellen wir langjährige Betriebe und Mitarbeiter vor.
Man sagt, dass sich die Automobilbranche in den kommenden fünf Jahren stärker verändern wird, als sie es in den vergangenen 50 getan hat. Wenn dem so ist, könnte Opel-Verkaufsberater Georg Pelz einer der ganz wenigen sein, der die komplette Transformation „live“ an seinem Arbeitsplatz miterlebt haben wird.
Der 77-Jährige ist seit mehr als 50 Jahren in der Automobilindustrie tätig, seit 42 als Verkäufer bei Auto Jacob in der Opel-Heimatstadt Rüsselsheim. Der Schreibtisch in seinem Büro ist übersät mit Unterlagen („So viel Bürokratie dieser Tage“), einer offenen Packung starker Zigaretten (von jener Marke, in deren Cartoon-Werbung ein kleiner wütender Mann auftrat) und einer Oscar-ähnlichen Figur („Für den besten Opa der Welt“).
„Ich war schon immer
ein Opel-Mann.“
„Ich war schon immer ein Opel-Mann“, sagt Pelz mit leiser, heiserer Stimme und fügt mit einem schiefen Lächeln hinzu: „Und als ein solcher werde ich auch sterben.“ Er wuchs zusammen mit seinen Brüdern und seiner Schwester auf dem elterlichen Bauernhof auf, wo er sein Verkaufstalent schärfte, indem er Obst und Gemüse veräußerte. Nachdem sein älterer Bruder den Hof übernommen hatte, arbeitete Pelz einige Jahre am Fließband in Rüsselsheim. Ehe er allerdings seine langjährige Karriere als Autoverkäufer starten konnte, musste er noch seinen Dienst bei der Bundeswehr leisten.
„Zuhause brauchst Du eine
starke Frau, die Dir den
Rücken freihält.
Und Du musst das Gras
wachsen hören.“
1977 stieg er schließlich bei Auto Jacob ein. Bis heute hat er schätzungsweise mehr als 25.000 Autos verkauft – was ihn wahrscheinlich nicht nur zum ältesten, sondern vermutlich auch zum erfolgreichsten Opel-Verkäufer macht. „Jedes verkaufte Auto war ein Opel, jedes von Auto Jacob.“
ERFOLGSREZEPT MIT ZWEI HAUPTZUTATEN
Doch was ist das Geheimnis seines Erfolgs, für den er unzählige Auszeichnungen erhalten hat? Pelz gehört zur alten Schule der Autoverkäufer: „Zuhause brauchst Du eine starke Frau, die Dir den Rücken freihält. Und Du musst das Gras wachsen hören“, antwortet er. „Du musst dem Käufer einfach das richtige Auto verkaufen.“
Man müsse den Kunden kennenlernen, mit ihm ins Gespräch kommen: „Wenn ich zum Beispiel herausfinde, dass die Oma zu den Passagieren gehören wird, würde ich nie ein Auto vorschlagen, in das man nicht besonders leicht ein- und aussteigen kann. Ich würde eines mit höherer Sitzposition empfehlen, so wie den Crossland X.“
Pelz‘ Strategie funktioniert offensichtlich. Es gibt Kunden, die Tausende Kilometer durch Europa reisen, um einen Opel beim „Pelze-Schorsch“ zu kaufen, so sein Spitzname. Die Kunden wissen zu schätzen, dass sie ihn jederzeit erreichen können, auch abends, wie seine Visitenkarte verrät: „Jederzeit verfügbar“ – und das ist er auch, wenn er nicht gerade Mittagspause macht, diese zwei Stunden für Essen und Schläfchen sind ihm heilig und Teil seines Erfolgsrezeptes.
OHNE GEHALT, MIT PROVISION
Bei Auto Jacob ist Pelz einer der ersten, die morgens die Arbeit aufnehmen und in der Regel der Letzte, der abends geht. Sechs Tage die Woche.
Würde er einem jungen Menschen empfehlen, den Beruf zu erlernen? „Niemand kann dir beibringen, wie man ein guter Verkäufer wird“, antwortet er. „Wenn du erfolgreich sein willst, musst du es in deinen Genen haben.“
Mit all seiner Erfahrung kann es sich Pelz erlauben, die Trainingseinheiten zu schwänzen, wenn ein neues Opel-Modell auf den Markt kommt: „Für mich ist es fast schmerzhaft, was man da manchmal hört“, lacht er. „Typen wie ich sind sowieso eine aussterbende Rasse“, ergänzt Pelz, der kein Gehalt bekommt und seinen Lebensunterhalt ausschließlich durch Verkaufsprovisionen bestreitet. Schon immer. Um in Zukunft erfolgreich zu sein, müsse man die Dinge anders angehen, ist er sich sicher.
„Wenn du erfolgreich sein willst,
musst du es in deinen Genen haben.“
„Ich bin mir sicher,
dass ich bald auch Elektroautos
verkaufen werde!“
„Wenn ich 20 Jahre jünger wäre, würde ich mich in einem großen Supermarkt niederlassen und dort Autos verkaufen. Heutzutage braucht man keinen Ausstellungsraum voller Autos, sondern einen Computer mit einem guten Konfigurator“, sagt er und deutet auf den Monitor auf seinem Schreibtisch. Oder er würde sich einen Van, zum Beispiel den neuen Zafira Life, kaufen und daraus eine mobile Verkaufsberatung machen. „Damit würde ich von Stadt zu Stadt fahren und die Autos direkt vor den Häusern der Leute verkaufen. Jeder würde wissen: ‚Da kommt der Pelze-Schorsch‘!“ Er würde alle Optionen auf dem Bildschirm zeigen, die ganze Familie wäre involviert – Oma und Opa inklusive. „Man muss der Konkurrenz immer einen Schritt voraus sein“, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu.
Trotz seines Alters hat Pelz – auf dem Höhepunkt seiner Karriere verkaufte er jährlich rund 800 Autos – keine Pläne für einen möglichen Vorruhestand. „Ich liebe den Job zu sehr“, gesteht er und fügt hinzu: „Außerdem, was sollte ich sonst tun?“
Georg Pelz glaubt an Opel. „Es ist eine starke Marke mit tollen Autos. Ich denke auch, dass das Unternehmen den
richtigen Weg eingeschlagen hat, indem es auf Elektrifizierung setzt. Ich habe keinen Zweifel daran, dass Opel seine Ziele für den Turnaround erreichen wird. Und ich bin mir sicher, dass ich bald auch Elektroautos verkaufen werde!“ Und bis dahin wird auf seinem Schreibtisch auch wieder Platz für neue Unterlagen sein.
April 2019