Kollegen und Opel-Fans öffnen uns die Garagentür
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„Das ist mein Bonbon“, sagt Dominic Cybulski grinsend und zeigt auf seinen Opel Omega. Große Regenwolken hängen über Dortmund, Regentropfen rinnen über die Außenhaut. Der Lack glänzt wie eine aufwendig verpackte Süßigkeit. In Violett. „Ja, ich weiß“, fügt der Opel-Fan hinzu, „bei der Farbe gehen die Meinungen weit auseinander.“ Aber die Originalfarbe Silber war ihm einfach zu langweilig, als sein schwer erkrankter Vater ihm 2009 das Auto schenkte. „Weil ich Vater ehren und in meinen Erinnerungen lebendig halten wollte, musste eine außergewöhnliche Farbe her.“
Lange hat der 35-Jährige überlegt. Auf einem Opel-Treffen funkte es schließlich. Dort sah er einen violett-farbenen Corsa A und verliebte sich prompt in die Farbe. Mit einem befreundeten Lackierer tüftelte er den richtigen Farbton aus: Violett mit einem großen Schuss Perl-Effekt. Auch die Felgen erhielten einen neuen Lack, einen selbst kreierten, warmen Goldton.
Tuning ist wie die Arschbombe vom Drei-Meter-Brett. Gefällt nicht jedem. Wenigen umso mehr.
Dominic Cybulski plant jedes Detail akribisch, man könnte auch sagen exzessiv – Tuning ist mehr als ein Hobby. Es ist eher eine Lebenseinstellung, die der Individualität und der Kreativität huldigt. Auch eine gewisse rebellische Haltung lässt sich nicht leugnen. Tuning ist vielleicht wie die Arschbombe vom Drei-Meter-Brett. Gefällt nicht jedem. Wenigen umso mehr. Wie in der Szene üblich, hat Cybulski seinem Opel Omega auch einen Namen gegeben: Iron Violett. Den „Vornamen“ hat er seiner Lieblings-Heavy-Metal-Band Iron Maiden gewidmet.
Der Omega B mit dem Baujahr 1999 ist Cybulskis bisher größtes Projekt und sein modernstes Auto. Die anderen, die er bisher besaß, waren älter. Auch sein Alltagsauto, mit dem der Justizbeamte jeden Tag zur Arbeit am Amtsgericht Schwerte fährt, ein Opel Calibra von 1991.
Warum sein Herz für Youngtimer schlägt? „Mir gefällt die alte Technik“, sagt er. „Ich kann selbst daran schrauben und mag das direkte Fahrverhalten der Autos.“ Besonders angetan hat es ihm die Marke Opel. „Wahrscheinlich liegt das an meinem Vater, der früher nur Senator, Monza und Omega fuhr“, denkt der 35-Jährige laut über den Grund nach und findet einen weiteren: „Die Autos haben außerdem viel schönere Konturen als etwa VW oder BMW.“
Als ihm seine Mutter mit 18 Jahren ihren Astra F schenkte, begann nicht nur seine eigene Opel-Geschichte, sondern auch die Leidenschaft fürs Auto-Tuning. Alle seine ehemaligen sieben Astra GSi hat er nach eigenen Vorstellungen umgebaut.
Und seit zehn Jahren schraubt Cybulski in fast jeder freien Minute an Vaters Omega. Dafür besitzt er in Holzwickede, am östlichen Rand des Ruhrgebiets, eine große Doppelgarage. Darin steht auch ein Kadett Cabrio GSi, der Schatz seiner Frau, die er im Laufe der Zeit mit seiner Leidenschaft angesteckt hat.
Technische Daten
Modell Omega B
Baujahr 09/1999
Motor 2.0 16V
PS (kW) 136 (100)
Farbe Violettperleffekt
Fahrzeugbeschreibung Frontschürze Friedrich Motorsport, Heckschürzenansatz JMS, Seitenschweller RDX, Heckspoiler RDX, Scheinwerferblenden Mattig, Astra F GSI Lufthutzen auf der Motorhaube, Spritzdüsen unter Motorhaube verlegt, Rückleuchten schwarz, Irmscher Kühlergrill, Vectra B I500 Lenkrad, Räder: ASA AR1 8×18 et 35 vorne 15mm Spurplatten, ASA AR1 9×18 et 35 mit 25mm Spurplatten, Recaro Sportausstattung neu bezogenes Nappaleder schwarz/beige, Recarositze mit griechischem Buchstaben OMEGA versehen, Fußmatten in schwarz/violett und Fußraumbeleuchtung violett.
Die 75 An- und Umbauten füllen inzwischen eine eng beschriebene DIN-A4-Seite.
Die 75 An- und Umbauten füllen inzwischen eine eng beschriebene DIN-A4-Seite. Und die TÜV-Prüfer kennen ihn inzwischen sehr gut. Denn Cybulski ist gewissenhaft und lässt jede Veränderung offiziell abnehmen und in den Kfz-Schein eintragen.
Im Motorraum hat er nicht nur die Haube von innen verspiegelt, sondern auch die Verkleidungen, Abdeckungen und Haubenlifter violett-beige lackiert und in einem speziellen Verfahren mit winzigen Totenköpfen verziert. Verändert ist auch der Innenraum. Violette Lampen beleuchten beim Einsteigen die Türen und den Fußraum. Das Lenkrad stammt aus einem Vectra B i500 und an diversen Stellen prangt, dezent angebracht, der griechische Buchstaben Omega – auf Sitzbezügen, dem Lenkrad, am Tacho. Neben Letzterem ist mit „Iron Violett“ der Name des Autos verewigt. Einige der Elemente im Armaturenbrett sind in Wagenfarbe lackiert, andere beige.
Cybulski unternimmt mit seinem Auto gern Ausflüge. Aber zu weit darf er damit nicht reisen. Denn der Kofferraum bietet keinen Platz für Gepäck. Diesen hat er, wie es in der Tuning-Szene üblich ist, komplett umgestaltet. Aus der geöffneten Klappe grinst ein Totenkopf nach draußen. Im Kofferraum macht sich ein riesiger Subwoofer breit. Und violett-farbene Hände greifen nach oben. Aber auch seinem 2018 verstorbenen Vater hat er einen Platz gewidmet. An der linken Seite thront eine transparente Kunststoffplatte, in die ein gemeinsames Porträt von Vater und Sohn graviert ist.
„Das Auto wird unsere Familie nicht verlassen“, betont der 35-Jährige. Und wie lange möchte er noch an dem Omega noch arbeiten? „Solange ich daran schrauben kann.“
Obgleich Cybulski inzwischen eine sehr innige Zuneigung zu diesem Auto hat, das seine bisherige Tuning-Karriere krönt, ein Traum begleitet ihn schon seit vielen Jahren: ein Commodore A Coupé. „Das ist der einzige Opel ohne B-Säule und verströmt ein tolles Muscle-Car-Feeling“, gerät er ins Schwärmen. „Vielleicht, eines Tages . . .“, sagt er und blickt versonnen auf seinen Omega.
November 2019