Das grünblaue Glitzern versteckt sich geschickt – hinter den Riesen der Tiroler Alpen. Fast so, als möchte es nicht entdeckt werden. Noch nicht. Dabei hat es sich ja längst rumgesprochen, welcher Zauber dem Achensee innewohnt. Ein Bergsee aus dem Bilderbuch: fast neun Kilometer lang, einen Kilometer schmal und bis zu 133 Meter tief. Die Riesen des Karwendelgebirges drängen sich an sein Westufer, im Osten schrauben sich die Brandenberger Alpen in die Höhe.
Warum der Achensee die „Karibik Europas“ genannt wird, leuchtet nach dem ersten langen Blick auf eines seiner Ufer ein. Das Wasser funkelt je nach Sonnenstellung in den kräftigsten Blau- und Grüntönen. Wenn dazu noch kleine Wellen über den See tanzen, bekommt das Ganze tatsächlich einen exotischen Touch. Das Farbenspiel erleben wir bei unserem Besuch zuerst durch die Frontscheibe des Opel Zafira Life.
Der graue Blitz ist kein gewöhnliches Modell, sondern ein Camper mit ausklappbarem Schlafdach – von uns liebevoll Penthouse genannt. An beiden Vordertüren findet sich der Schriftzug „Crosscamp“, womit den Kennern der Szene klar sein dürfte, um was es geht. Crosscamp ist eine Marke aus dem Hymer-Universum, die ein hehres Ziel verfolgt: den kompakten Freizeit-Bullis das Leben schwer zu machen, die erst jenseits der 50.000 Euro starten. Crosscamp schickt den kompakten Opel-Camper ab 41.999 Euro ins Rennen. Inklusive Miniküche, Standheizung und Penthouse.
Der Achensee …
… ist Tirols größter See. Von München aus braucht man etwas weniger als zwei Stunden mit dem Auto, um an seinem Ufer zu stehen. Sein türkisfarbenes Glitzern erzeugt ein besonderes Flair. Eingerahmt wird er von der faszinierenden Berglandschaft des Karwendel- und Rofangebirges. Drei Campingplätze und fünf Ferienorte gibt es vor Ort – doch egal, für welche Unterkunft man sich entscheidet, in der Hochsaison unbedingt im Voraus buchen.
Wir folgen derweil der breit ausgebauten Uferstraße des Achensees – den Bug Richtung Süden gerichtet. Links bewachsene Felswände, rechts das Glitzerparadies. Der Opel cruist lässig vorbei, lässt sich leicht dirigieren und gut überschauen. Seinen Ausbauern war es wichtig, bei der Höhe des Campers unter der Zwei- Meter-Marke zu bleiben – praktisch für Tiefgaragen und Parkplätze mit Höhenlimit.
41.999 Euro
kostet die Einstiegsversion des Opel Crosscamp Life.
An Parkplätzen mit zauberhafter Aussicht mangelt es uns am Achensee nicht. Wir wählen den letzten vor der Gemeinde Buchau – ein Waldparkplatz auf Seehöhe, ideal für die erste Kaffeepause im Opel-Camper. Tagestouristen sind hier gegen eine kleine Gebühr herzlich willkommen, Camper jeglicher Art dürfen aber nicht über Nacht bleiben. Da sind die Tiroler strikt, kontrollieren fast täglich und verweisen dabei auf die vier Campingplätze entlang des Sees. Aber nicht nur, wer eine Campingreise plant, sollte in den Sommermonaten vorbuchen, sonst könnte es eng werden.
Im Opel Crosscamp gibt es erst mal Kaffee. Der doppelflammige Gasherd wohnt in einem kompakten Schrank-Element, direkt neben der Doppel-Sitzbank im Fond. Das Gas strömt jedoch erst, wenn das Dach aufgestellt ist – Sicherheit geht vor. Zum Glück klappt das Penthouse schnell nach oben – zwei Sicherungsriegel und zwei Clips lösen, einmal kräftig nach oben drücken, fertig.
Eine Viertelstunde später sitzen wir mit vollen Tassen am Ufer und halten die Füße ins Wasser. Na ja, wir versuchen es. Das kühle Nass hat höchstens 15 Grad. „Es sind 17“, ruft Wolfgang. Der Münchner pumpt am Ufer sein Board auf – fürs Stand-up-Paddling. Wolfgang kommt regelmäßig hierher, wegen der schönen Mischung aus Bergen und hellblauem Wasser.
„Die Seen rund um München werden im Sommer regelmäßig überrannt, da ist’s am Achensee erträglicher. Geheimtipp und ein Ausflug in die Geschichte Aber ihr wart ja bestimmt schon mal hier, oder?“, fragt er und wundert sich über unser einstimmiges Nein. „Dann fahrt auf jeden Fall bis Maurach zum Südufer, und nehmt dann die schöne Straße bis nach Pertisau! Da gibt es viele Cafés am Ufer.“
Der Opel Crosscamp Life
Man nehme den kompakten Fensterbus eines bekannten Herstellers und baue ihn clever zu einem kleinen Camper-Van um. Crosscamp – eine Hymer-Tochter – greift die Idee auf und bietet seine kompakten Camper nun auch auf Basis des Opel Zafira Life an. Wir waren mit dem Opel unterwegs, der serienmäßig mit zwei Schiebetüren, einem Aufstell-Schlafdach und einer Standheizung bestückt ist. Zudem lässt sich die hintere Bank zu einem zweiten Nachtlager um- funktionieren. Der Crosscamp Life steht der Konkurrenz in nichts nach, kostet mit 41.999 Euro aber mehr als 10.000 Euro weniger.
Wo kaufen?
Der Crosscamp Life lässt sich bei allen Opel-Händlern bestellen.
Safety first: Der doppelflammige Gasherd funktioniert erst, wenn das Dach aufgestellt ist.
Im 13. Jahrhundert ging der Achensee als eine Schenkung an das Kloster St. Georgenberg. Sein Fischreichtum lockte über die Jahrhunderte einige fürstliche Kaufinteressenten an, das Kloster lehnte jedoch stets ab. Ab dem 16. Jahrhundert nahm dann der Schiffsverkehr auf dem See Fahrt auf: Frachtschiffe pendelten zwischen Nord- und Südufer, transportierten Waren für den Handel zwischen Inntal und Bayern. Die Straße am steilen Ufer war dafür einfach zu schlecht ausgebaut. Heute ist der Teerteppich super in Schuss – wir rollen darauf mit dem Crosscamp geschmeidig Richtung Süden. Der Camping-Umbau macht sich beim Fahren nur durch den etwas höheren Schwerpunkt bemerkbar.
Und es gibt – wie bei der vergleichbaren Campingbus-Konkurrenz – nur vier serienmäßige Sitzplätze. Mehr Plätze bieten die Cafés in Pertisau. Wir staunen über das Panorama von See und Bergen. Der Kellner freut sich mit uns – und legt uns ans Herz, einmal Silvester hier zu verbringen. Dann sieht es zum einen noch mal ganz anders aus, zum anderen gibt es einen Schwimmwettbewerb für Hartgesottene, der von einem aufgeblasenen Eisberg aus gestartet wird. Trotz aller landschaftlichen Vergleiche: So etwas kann die echte Karibik ihren Gästen sicherlich nicht bieten.
November 2020