„Wenn der Vater mit dem Sohne…“An den alten Filmtitel wird sich so mancher Nachbar in Neunkirchen am Potzberg erinnert fühlen, wenn er Roland und Henri Rübel um die Ecke kommen sieht. So rührselig wie weiland bei Heinz Rühmann geht’s bei den beiden allerdings nicht zu. Nostalgie schwingt bei ihrem Auftritt zwar auch mit, doch die äußerst sich bei den Rübels ausgesprochen cool: Der 49-jährige Papa und sein anderthalb Jahren alter Filius kreuzen nämlich in einem Opel Commodore A Coupé, Baujahr 1967, durch die Gassen.
Begeistert von dem extravaganten Gefährt mit den roten Ledersitzen ist Henri jetzt schon. Denn: „Von seinem Kindersitz aus hat er eine prima Sicht“, berichtet der Vater. Die wird sich mit zunehmendem Alter noch bessern, ebenso wie sein Verständnis für dieses historische Stück Opel-Technik, das der Papa anlässlich seiner Geburt anschaffte. Dass etwa die Zweigang-Automatik, über die dieses Modell verfügt, aus heutiger Sicht ebenso ein Kuriosum darstellt wie das gusseiserne Getriebe, das dem Wagen ein für die damalige Zeit ein stolzes Gesamtgewicht von 1185 Kilo beschert – Henri wird es noch zu schätzen lernen.
WENN SCHON KLASSIKER, DANN COMMODORE
Zugegeben, für Außenstehende mag es zunächst so ausgesehen haben, als ob das Familienoberhaupt sich mit dem Klassiker in erster Linie selbst beschenkte. Aber: „Der Commodore soll ein Funcar für die Familie sein“, betont Roland Rübel, der bei Opel in Kaiserslautern im Gestelle-Musterbau arbeitet. Auch wenn außer dem Vater kein Rübel den Renner steuern mag: Denn Servolenkung gab’s 1967 noch nicht, und der Klassiker soll, so der Wunsch seines Besitzers, so original wie möglich daherkommen.
Und für Coupés hatte Roland Rübel schon immer ein besonders Faible. Das sich in jungen Jahren freilich noch eine Nummer kleiner äußerte: Roland Rübel ist Mitbegründer des Kadett C-Clubs in Kaiserslautern, dementsprechend war er lange Zeit mit einer Coupé-Version dieser Siebziger Jahre-Ikone unterwegs. Im reiferen Alter jedoch beansprucht er mehr Platz für sich und seine Lieben – „schließlich bin auch ich ein wenig in die Breite gewachsen, drum sollten meine Autos dies auch.“ So entschied er: Wenn Klassiker, dann Commodore. Und natürlich ein Coupé.
KEINE B-SÄULE UND 180 PFERDESTÄRKEN
Im Gebrauchtwagenangebot von „mobile.de“ entdeckte Roland Rübel auch schnell einige Exemplare, doch echte Liebhaber wissen auch, was sie dafür verlangen können: „Da werden bis zu 20.000 Euro für ein Commodore Coupé aufgerufen.“ Anfreunden konnte er sich mit einer 9000 Euro-Offerte aus Bruchsal bei Karlsruhe. Rübel handelte den Verkäufer noch um 1500 Euro herunter, befreite den Klassiker anschließend von diversen anachronistischem Anbau und Zubehör – und genießt seitdem Opel pur.
Besonders schnuckelig: Der Wagen hat keine B-Säule. Kurbelt man die Seitenfenster vorne und hinten gleichzeitig herunter, entsteht eine einzige große Frischluftfront. Laune macht auch der Drei-Liter-Motor mit 180 PS und sechs Zylindern. Der ist stärker als alles, was damals in den Commodore eingesetzt wurde, denn er stammt eigentlich aus einem Opel Senator. Passte jedoch wie angegossen unter die Motorhaube.
TROTZ ALLEM: SICHERHEITSGURTE MÜSSEN SEIN
Zur Arbeit fährt Roland Rübel mit dem Commodore nur, wenn die Sonne lacht: „Der Wagen ist schließlich 47 Jahre alt, da will ich ihm Regen, Schnee und Matsch nicht mehr zumuten.“ Dann und wann hat er auch noch eine Idee, wie er den Klassiker noch perfektionieren kann. Demnächst setzt er einen original Tourenzähler in die Armaturen ein, die übrigens aus echtem Glas sind. Die gegenwärtige Lösung zwischen Sitz und Mittelkonsole ist ihm „zu amerikanisch“.
Ein nicht originales Feature musste aber sein: Sicherheitsgurte. Die sind in Fahrzeugen, die vor 1970 auf den Markt kamen, zwar nicht zwingend vorgeschrieben, Roland Rübel möchte aber dennoch nicht auf sie verzichten. Henri zuliebe.
Als „Traumauto, zu dem auch die Vernunft rät“ wurde die Coupé-Version des Commodore A einst den Medien vorgestellt. Sie galten als die sportlichsten Commodores.
Markenzeichen der noblen Schwester des Rekord waren unter anderem ihr schickes Hardtop, zugkräftige Sechszylindermotoren, gezielt eingesetzter Chromschmuck und die breite Seitenfensterfront ohne B-Säule.
Die Opel-Designer hatten sich bei seiner Gestaltung von den so genannten „Muscle-Cars“ inspirieren lassen, die in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre in den USA in Mode gekommen waren.
Der Commodore sollte für Opel über Jahre das obere Ende des Mittelklassesegments behaupten, das der Rekord in der Breite abdeckte. Er wurde daher auch der „Kommandant des Rekord-Geschwaders“ genannt. Über ihm rangierte nur noch der Opel Kapitän.
Dank seiner Attraktivität und seines günstigen Preises erhaschte der Commodore jedoch auch Marktanteile des Mercedes 250 und anderer Premium-Limousinen. Zwischen 1967 und 1971 wurden 156.330 Exemplare des Commodore A. Bis 1982 folgten noch zwei weitere Versionen.
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