Opel Post: Herr Thom, zum ersten Mal organisiert GM eine Global Safety Week. Weltweit sind Hunderte verschiedener Aktionen geplant, allein in Rüsselsheim rund 20. Warum hat das Thema Arbeitssicherheit aktuell eine solche Bedeutung?
Peter Thom: Das Thema hat nicht nur aktuell große Bedeutung – Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiter hatte für uns schon immer höchste Priorität. Aber es geschehen immer noch zu viele Unfälle. Das können wir nicht akzeptieren. Darum müssen wir auch immer wieder neue Formen und Ideen finden, um uns im Bewusstsein zu halten, wie wichtig Arbeitssicherheit für uns alle ist. Wir sind an unserem Arbeitsplatz nicht nur für uns selbst verantwortlich, sondern auch für unsere Kollegen, Lieferanten und Besucher. Im Grunde gibt es keine bestimmten Personen, die „für Arbeitssicherheit verantwortlich“ sind. Wir alle sind verantwortlich. Auch das soll die Global Safety Week vermitteln.
Warum eine weltweite Aktion? Gibt es nicht zu viele Unterschiede zwischen Mentalitäten und Kulturen, als dass da eine Form für alle passen könnte?
Genau das berücksichtigt die Global Safety Week ja. Ihr Programm ist nicht standardisiert, es gibt eigene Gestaltungsräume für jedes Land, jedes Werk und jeden Bereich, damit Abläufe und Inhalte an die jeweilige Kultur angepasst werden können. Wir dürfen aber auch nicht vergessen: Trotz der Unterschiede gibt es auch Erfahrungen, die wir miteinander teilen und daraus lernen können – auch weltweit. Und es gibt Ideen, die wir von anderen übernehmen können. In Saragossa und Aspern etwa sind sogenannte Safety Rooms eingerichtet, in denen anschaulich dargestellt ist, was für die Arbeitssicherheit im eigenen Werk wichtig ist – eine tolle Sache. Und wir können uns immer weiterentwickeln – etwa, was die Nutzung neuer Medien angeht.
Im Rüsselsheimer Werk feierte die Belegschaft gerade 20 Millionen Arbeitsstunden ohne Unfall. Wie wollen Sie diesen Mitarbeitern erklären, dass sie immer noch etwas besser machen können?
Sie vergessen: In dieser Statistik werden lediglich Unfälle erfasst, die mindestens einen Ausfalltag nach sich ziehen. Ich bin sicher: Es kommt auch in unseren Vorzeigewerken immer noch jeden Tag zu kleineren Schnittverletzungen, Prellungen, blauen Flecken. Da lassen sich bestimmt noch Unfallrisiken minimieren oder ganz vermeiden – denn beim nächsten Mal bleibt’s vielleicht nicht bei einem kleinen Schnitt. Und selbst, wer überzeugt ist, dass er selbst an seinem Arbeitsplatz, Tag für Tag, in jeder Minute alles richtig macht, sollte mal überlegen: Mache ich das auch zu Hause?
Sie meinen, Sicherheitsbewusstsein soll sich nicht nur auf den eigenen Arbeitsplatz beziehen?
Selbstverständlich nicht. Auch da soll die Safety Week Denkanstöße liefern. An meinem Arbeitsplatz ziehe ich vor jeder Schicht als erstes meine Sicherheitsschuhe an, aber zu Hause mähe ich meinen Rasen barfuß – ist das denn klug? Verhalte dich immer so, dass du dich und andere nicht in Gefahr bringst – das ist unsere Botschaft. Sicher, unsere Mitarbeiter zu überzeugen, auch privat danach zu handeln, ist ein hoher Anspruch – aber warum soll unsere aktuelle Markenkampagne „Umparken im Kopf“ nicht auch für die Arbeitssicherheit gelten?
Aber nicht an allen Arbeitsplätzen herrschen gleich hohe Unfallrisiken…
Natürlich nicht. Für den Mitarbeiter an der Linie sind fast alle Abläufe standardisiert, doch auch für ihn ist es nicht einfach, sich dessen in jedem Augenblick bewusst zu sein. Der Instandhalter dagegen muss vielleicht mal an einer Maschine einen Job ausführen, den er da vor fünf Jahren das letzte Mal erledigt hat. Er sollte sich daher erst einmal zwei Minuten Zeit nehmen, um zu überlegen, wie er das am sichersten angeht. Habe ich das richtige Werkzeug? Brauche ich vielleicht eine Leiter? Klar: Jeder will seinen Job so zügig wie möglich erledigen, keine Zeit vergeuden, das ist gesunder Ehrgeiz. Aber diese zwei Minuten müssen sein. Auch solche Themen sollen während der Global Safety Week erörtert werden.
Gibt es denn nicht auch Jobs, in denen das Risiko auch mal gesucht werden muss – etwa bei Highspeed-Testfahrten?
Ich bleibe dabei: Jedes Risiko kann zumindest minimiert werden – mal ganz abgesehen davon, dass wir uns auch immer an die geltenden Gesetze und Vorschriften eines Landes zu halten haben. Testfahrten auf öffentlichen Straßen beispielsweise haben sich immer innerhalb der erlaubten Höchstgeschwindigkeiten zu bewegen. Aber auch bei Highspeed-Fahrten auf Teststrecken findet sich immer etwas, was sicherheitstechnisch optimiert werden kann, um Risiken zu minimieren. Und wenn es nur die Kopfstützen sind.
Macht es denn auch Sinn, in den Verwaltungsbereichen über Arbeitssicherheit zu reden?
Ja, macht es. Sicher hat Arbeitssicherheit in den Produktionsbereichen, wo permanent Maschinen laufen und bedient werden müssen und ständig Gabelstapler und Dolly-Züge unterwegs sind, eine andere Wertigkeit. Aber auch in der Verwaltung geschehen Unfälle, die hätten vermieden werden können – gerade weil Risiken entstanden waren, denen Mitarbeiter nicht jeden Tag ausgesetzt waren. Wenn etwa eine Jalousie klemmt – muss ich da auf einen Bürostuhl mit Rollen klettern, um sie zu reparieren, oder ist es nicht besser, wenn ich weiß, wo eine Leiter steht? Oder muss ich auf dem Weg zum Arbeitsplatz ohne Freisprechanlage telefonieren?
Die Global Safety Week präsentiert sich auch unter einem eigenen, neuen Logo…
Es zeigt ein kleines Steuerrad, das unsere Botschaft unterstützen soll: Du hast selbst in der Hand, wohin die Reise geht. Und es liegt an dir, das Richtige zu tun – zu unserer aller Sicherheit.
Diese Woche (22. bis 26. September 2014) findet weltweit an allen GM-Standorten eine globale Woche der Arbeitssicherheit statt, um sich die bisherigen Erfolge der Arbeitssicherheit vor Augen zu führen, aber vor allem, um sich immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, wie wichtig Sicherheit – am Arbeitsplatz und zu Hause – ist.
In Rüsselsheim finden unter anderem folgende Aktionen statt:
Foto-Wettbewerb
Mitarbeiter können aus ihrem Privatbereich Fotos einschicken, die zeigen, wie sie sich auch außerhalb der Arbeitszeit sicher verhalten. Einsendeschluss ist der 31. September 2014. Mitarbeiter, die keine Mailadresse haben, können das Teilnahmeformular an die AS, PKZ 47-03 senden.
Fahrrad-Check
Der Bereich MPK bietet zusammen mit der Berufsausbildung eine sicherheitstechnische Überprüfung von Werksfahrrädern an verschiedenen Orten auf dem Campus an. Die genauen Standorte finden Sie hier.
Augentest/Ergonomie
Der Werksärztliche Dienst bietet am 24. und 25. September im K-155 eine Augenuntersuchung an – ohne Anmeldung. Im Wartebereich sind Mitarbeiter der Arbeitssicherheit und geben Informationen zu ergonomisch günstigem Sitzen. Außerdem geben die Kollegen Tipps zum Einrichten des Bildschirmarbeitsplatzes.
Stände im K-48
Am 24. und 25. September findet im K-48 eine kleine Messe statt. Es sind mehrere Stände aufgebaut, an denen man sich über aktuelle Sicherheitsthemen informieren kann. Es gibt nützliches Wissen zum Umgang mit Feuerlöschern, zu den Gefahren von Kleinheizstrahlern oder zur sicheren Handhabung kraftbetriebener Handwerkzeuge.