„Wir wollten vor allem zeigen, wie viel Fahrspaß der neue Corsa bietet.“
Thomas Wanke
Automobilunternehmen ist daran gelegen, mit ihren Prototypen möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen. Besonders wenn die mehrstufigen Testfahrten, sogenannte Validation Drives, mit Vorserienfahrzeugen auf öffentlichen Straßen anstehen. Eigentlich. Die Opel-Entwicklungsingenieure hingegen haben den Markenwert „nahbar“ wörtlich genommen und nicht nur Journalisten zu den Testfahrten der sechsten Corsa-Generation eingeladen, sondern ihnen auch noch den Fahrersitz freigegeben. In den Prototypen wohlgemerkt.
„Wir wollten vor allem zeigen, wie viel Fahrspaß der neue Corsa bietet“, sagt Thomas Wanke, leitender Entwicklungsingenieur der sechsten Corsa-Generation. Und da gehe nun mal nichts über den Praxistest. Das Erkundungsrevier: kurvige Straßen in der Südwestpfalz, links und rechts der deutsch-französischen Grenze.
„Wir testen den neuen Corsa nicht nur in der Kältekammer Arjeplog oder im Testcenter in Dudenhofen, sondern auch dort, wo der Kleinwagen künftig bestehen sollen – in der Realität.“ Und zu dieser Realität gehören nun mal Landstraßen. Zehn Tage lang waren daher insgesamt rund 100 Medienvertreter aus ganz Europa in dem Grenzgebiet unterwegs.
„Vor allem für die Fahrdynamik und das Automatikgetriebe gab es sehr viel Lob.“
Thomas Wanke
Und die positive Resonanz der Medienvertreter gibt dem Konzept Recht: Mit dem Satz „Früher war nichts besser” fasst auto-motor-und-sport.de die Eindrücke vom neuen Opel zusammen. „Die Corsa-Prototypen wirken schon sehr reif, fahren unterhaltsam, aber auch erwachsen.“ Zum Marktstart könnten Corsa-Käufer zwischen drei Benzinern (75, 100, 130 PS) und einem Diesel (100 PS) wählen, wobei für den Tester der 130 PS Motor der Favorit ist. Das Triebwerk sei „in so einem Kleinwagen absoluter Luxus, erst recht in der Kombination mit der akribisch abgestimmten Achtstufen-Automatik“.
Währenddessen kommt der Redakteur der „Auto Bild“ zum Schluss: „Der Corsa ist ja ein richtiger Spaßmacher!“ und stellt klar: „Der kleine Opel ist kein Franzose mit Blitz im Logo geworden, er ist durch und durch ein Rüsselsheimer.“
VITA
Seit 1995 arbeitet Thomas Wanke bei Opel. Der neue Corsa ist bereits die vierte Generation des Bestsellers, an der der Diplom-Ingenieur mitwirkt. So arbeitete er unter anderem am Corsa C und an einem Facelift des Corsa D mit, ehe er beim noch aktuellen Corsa E erstmals die Rolle des Global Lead Development Engineer übernahm. In dieser Funktion verantwortet Wanke auch bei der sechsten Corsa-Generation alle Performance-Bereiche und koordiniert ein interdisziplinäres Team, das unter anderem die Aerodynamik, Akustik, Fahrkomfort, Gewicht, Handling, Verbrauch, Klimatisierung, Fahrzeugsicherheit entwickelt.
Nicht nur angesichts des positiven Echos verbucht Wanke das Event als vollen Erfolg. „Das Auto ist sehr gut angekommen, vor allem für die Fahrdynamik und das Automatikgetriebe gab es sehr viel Lob“, so der langjährige Opel-Ingenieur. Der gestiegene Fahrspaß gehe unter anderem auf den um 28 Millimeter tiefer sitzenden H-Punkt zurück, wie Wanke erklärt: „So sitzt der Fahrer näher am Schwerpunkt des Fahrzeugs, er füllt sich regelrecht in das Fahrzeug eingebunden und kann die Längs- und Querbeschleunigung bei bester Aufbaukontrolle dirigieren.“
Wie sportlich der Fünftürer tatsächlich auf der Straße liegt, sollte sich jen- und diesseits der deutsch-französischen Grenze zeigen, wo zwei Corsa-Konvois täglich rund 180 Kilometer abspulten. An der Spitze gaben Thomas Wanke und Michael Döring, leitender Ingenieur für die Fahrzeugdynamik, mit einem Corsa GSi jeweils Weg und Tempo vor. Darauf folgten je zwei getarnte Vorserienmodelle und ein Fahrzeug der aktuellen Corsa-Generation. Somit hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, gleich zwei Varianten des neuen Corsa zu testen: einen 1.2-Liter-Turbobenziner mit 130 PS und Achtstufen-Automatik sowie ein 1.2 Turbo Aggregat mit 100 PS und Sechsgang-Schaltgetriebe.
„Selbst als wir etwas sportlicher gefahren sind, konnten wir die Vorserienfahrzeuge mit dem GSi kaum abschütteln. Da macht sich das um bis zu 108 Kilogramm geringere Gewicht bemerkbar“, erklärt Wanke.
Der Kleinwagen nutzt die neue CMP-Architektur der Groupe PSA. „Diese sowie angewandte Leichtbaumethodik und -technologien waren ausschlaggebend für das niedrigere Gewicht und eine höhere Karosseriesteifigkeit“, sagt Thomas Wanke. Zur verbesserten Fahrdynamik trage auch der durchzugsstarke und gut ansprechende Motor, sowie das neue Automatikgetriebe bei, so Wanke. „Das AT-8 schaltet sehr präzise und schnell. Das hat sich auch im Feedback der Teilnehmer widergespiegelt. Es bietet vier verschiedene Fahrmodi und im Eco-Modus eine Leerlaufsegelfunktion.“
Um beide Corsa-Varianten ausgiebig testen und mit dem jeweiligen Referenzfahrzeug vergleichen zu können, wechselten die Teilnehmer auf der 180 Kilometer langen Strecke mehrmals das Cockpit. Wanke: „So konnten die Journalisten zwei neue Varianten testen und direkte Vergleiche zur aktuellen Corsa-Generation ziehen.“
„Die Testroute bot perfekte Bedingungen, um das sehr hohe Potential des neuen Corsa in puncto Komfort, Dynamik und Lenkung herauszukitzeln.“
Thomas Wanke
Die Landstraßen in der dünn besiedelten Grenzregion boten zudem ideale Verhältnisse, wie Wanke weiter erklärt: „Die Strecken dort sind sehr kurvig und eng, der Asphalt teilweise sehr rau. Das waren perfekte Bedingungen, um das sehr hohe Potential des Corsa in puncto Komfort, Dynamik und Lenkung herauszukitzeln.“ Über die Grenze hinaus ging es während der Testfahrten bisweilen auch – aber eben nur über die zwischen Deutschland und Frankreich.
Mai 2019