anker lichten
– und nicht knausern
Zwei „U’s“ beherrschen die Opel Post im Juni 1967: Urlaub und Unfälle. Beiden Themen sind gleich mehrere Artikel gewidmet. Welches davon besser für ein ansprechendes Titelbild geeignet ist, war für die Redaktion wohl keine Frage. Eine blonde Dame wird, auf einem Anker sitzend, anscheinend gerade auf ihr persönliches Traumschiff gezogen – das stimmt ja wohl eindeutig auf die langsam beginnende Ferienzeit ein. Urlauber wollen bekanntlich nicht jede Mark zwei Mal umdrehen. Drum stellt der Leitartikel zwar die Frage „Sparen oder konsumieren?“, kommt aber zu dem salomonischen Urteil, dass niemand mehr ausgeben sollte, als er besitzt, aber immer auch daran denken solle: „Eine Wirtschaft, in der niemand verbraucht, sondern alles in den Sparstrumpf steckt, ist ebenso zum Tode verurteilt wie eine Wirtschaft, in der niemand investiert. Die Wirtschaft braucht also den Konsum.“
Der besondere Sommerservice:
Die Wege in den Süden
Die Urlaubsthemen stehen im Zeichen des Automobils: Die Redaktion zeigt ihren Lesern sämtliche Passstraßen über die Alpen auf, insgesamt geht es „durch elf Tunnels in den Süden“. Schließlich ist Italien in den 1960er Jahren der Deutschen liebstes Reiseziel. Mancher ist auch schon aus seinem Jahresurlaub zurückgekehrt: Zwei Mitarbeiter eines Opel-Händlers in Rendsburg/Schleswig-Holstein etwa, die mit einem legendären „Laubfrosch“ vier Wochen durch den Schwarzwald gefahren waren. Auf dem Rückweg stoppten sie kurz in Rüsselsheim, um sich mit dem Klassiker, der auch 1967 schon über 40 Jahre auf dem Buckel hatte, von der Opel Post ablichten zu lassen. Die fürs Werk Kaiserslautern zuständigen Kollegen wünschen „Schöne Urlaubstage“ und zieren ihre Botschaft mit einer Bikini-Schönheit. Weiter hinten in der Ausgabe entbrennt die aktuelle Technikdiskussion für Freunde von Urlaubsfotos: Wie lassen sich Erinnerungen am intensivsten bebildern – mit Farbnegativ- oder Diafilm? Handyfotos, Digitalknipsen, Selfies und Co. sind 1967 noch in weiter Ferne.
zahl der Arbeitsunfälle
hat sich halbiert
Die Opel Post widmet sich noch einmal dem Jahresbericht 1966 der Abteilung Unfallverhütung – und zieht zufrieden Bilanz: In den vergangenen neun Jahren hat sich die Zahl der Arbeitsunfälle halbiert. Interessant: Die Redakteure haben die Altersgruppen der Mitarbeiter betrachtet, die Unfälle verursachten – und dabei festgestellt, dass junge Kollegen, die noch kein Jahr im Betrieb sind, fast doppelt so häufig beteiligt sind wie erfahrene Opelaner, die schon fünf Jahre und länger dazugehören. Auf den Kaiserslautern-Seiten wird die Bedeutung von Sicherheitskleidung eindrucksvoll veranschaulicht. Beim Hämmern auf einen Hartmetallfräserkopf ist ein Stück Metall abgesplittert und hat das Glas einer Schutzbrille zerstört. Hätte der Mitarbeiter sie nicht getragen, hätte er vermutlich ein Auge verloren.
Pipeline über Berg und Tal:
„neue Lebensader für Europa“
Ein ungewöhnliches Thema für eine Opel-Mitarbeiterzeitung, spannend aber allemal: Die Opel Post berichtet über die Inbetriebnahme der TAL, der Transalpinen Ölleitung, die von nun an den Adriahafen Triest mit Ingolstadt verbindet. 460 Kilometer Luftlinie wurden im Rahmen dieses internationalen Großprojekts überbrückt, dabei galt es 30 Flüsse, 136 Bäche, 154 Straßen und 26 Eisenbahntrassen zu unterqueren. Und die zwölf Meter breiten Rohre durch die Alpen zu verlegen. Dabei ging es zwei Mal sogar mitten durch Berge hindurch: Durch den Felbertauerntunnel auf 7,2 Kilometern Länge in 1.550 Metern Höhe und den Hahnenkamm-Tunnel auf 6,8 Kilometer und 1.100 Metern Höhe. Rund 800 Millionen Mark hat das Mammutprojekt verschlungen, entstanden ist, so die Opel Post, „eine neue Lebensader für die Energieversorgung Westeuropas“.
Pressen in Bochum:
Mit voller Kraft aufs Stahl
„Gebändigte Giganten“ überschreibt die Opel Post eine imposant bebilderte Geschichte übers Bochumer Presswerk. Die Einrichtung gilt 1967 als eine der modernsten des Kontinents. Insgesamt 320 Pressen fertigen rund 1.000 Einzelteile für den Kadett, entweder verkettet einer der 23 Pressenstraßen oder einzeln arbeitend. Die schwersten Anlagen erzeugen 2.000 Tonnen Druck – und liefern dennoch aus Zehntelmillimeter genaue Ergebnisse.
KURIOSES Zum Schluss:
Ehrliche Arbeit lohnt sich
Unsere Lieblingsmeldung der Juni/Juli Ausgabe 1967: In der Nähe von New York haben drei Gangster eine Tankstelle überfallen. In der Kasse finden sie jedoch nur schlappe 30 Dollar. Also lassen sie das Personal gefesselt und betreiben die Tankstelle zwei Stunden lang selbst. Bis sie – damals wird ja noch ausschließlich mit Bargeld bezahlt – 580 Dollar eingenommen haben. Dann rauschen sie ab. Wie lernen also wieder mal: Mit ehrlicher Arbeit lässt es sich immer noch am besten leben.
Stand Mai 2017