Zu Gast bei einer Legende

Wie spricht man eigentlich eine lebende Legende an? Vor dieser Frage stand Jens Cooper vor einiger Zeit. Der Mitarbeiter der Classic Werkstatt und „Hüter der Opel-Historie“ war bei der Recherche für das Buch „GT Love“, das er gemeinsam mit Opel Kommunikationschef Harald Hamprecht verfasst hat, über den US-amerikanischen GT-Enthusiasten Gil Wesson an Adressen von Liebhabern des legendären Sportcoupés in aller Welt gelangt. Und diese sollten für das Buch ihre Geschichte erzählen.

So stieß Jens Cooper auch auf den Namen von Donald J. Kutyna. Ein pensionierter Vier-Sterne-General der US Air Force – und eine amerikanische Legende. Studierter Luft- und Raumfahrtwissenschaftler mit zahlreichen Auszeichnungen, Pilot bei 120 Einsätzen während des Vietnam-Krieges – sein Jagdbomber vom Typ F-105, den er aufgrund seiner Abstammung den „polnischen Gleiter“ nannte und der offiziell den Namenszusatz „Thunderchief“ trägt, ziert heute das Luftfahrtmuseum in Krakau. Später mit etlichen militärischen Führungsaufgaben betraut, zuletzt Oberbefehlshaber des Nordamerikanischen Luft- und Weltraum-Verteidigungskommandos (NORAD) und des US-Raumfahrtkommandos.


Abfahrt: Eine Ausfahrt pro Tag im GT war fester Bestandteil während Jens Coopers Besuch bei Donald J. Kutyna.


General Kutyna schüttelte vielen amerikanischen Präsidenten die Hand: Hier bedankt sich Ronald Reagan für einen „job well done“.

Daneben war Kutyna als Schwimmer und Skifahrer erfolgreich. Manche sagen, er könnte den Drehbuchautoren des 80er-Jahre-Blockbusters „Top Gun“ als Vorbild für die Hauptfigur gedient haben, die von Tom Cruise dargestellt wurde. In dem 2013 erschienenen Film „The Challenger“ verkörperte der Schauspieler Bruce Greenwood zweifelsfrei den General: Denn Kutyna war auch Mitglied der Untersuchungskommission, die die „Challenger“-Katastrophe aufklärte. Die US-amerikanische Raumfähre war 1986 kurz nach dem Start explodiert, sieben Menschen starben. Der Film erzählt die Ereignisse nach.


Eine filmreife Karriere


Ein Detail dieser Geschichte interessierte Cooper besonders: Ein Opel GT des Generals sollte bei der Aufklärung des Unglücks einen entscheidenden Hinweis geliefert haben – was ist da dran?

Um diesem Gerücht nachzugehen, schrieb Cooper dem pensionierten Vier-Sterne-General eine E-Mail – unsicher, ob dieser überhaupt reagieren würde. Doch schon kurz darauf traf die Antwort bei ihm ein. Der heute 84-Jährige zeigte sich dem Rechercheur aus Germany gegenüber sofort sehr aufgeschlossen. Es folgten noch drei weitere E-Mails und ein erstes Telefonat – und dann war Jens Cooper baff: Donald J. Kutyna lud ihn zu sich nach Hause ein, nach Colorado Springs.


Erinnert an Tom Cruise in „Top Gun“: Der junge Donald J. Kutyna vor einer legendären F-104.

Blick ins Familienalbum: Donald und Lucy Kutyna in jungen Jahren mit ihren beiden Söhnen.


Lucy und Donald J. Kutyna in den 80er-Jahren.

 

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„Ich habe viele tolle Menschen mit dem GT kennengelernt – auch schöne Frauen.“

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Selbstredend nahm der Opel-Traditionshüter die Einladung an. Nicht zuletzt, weil er selbst Sohn eines ehemaligen Air Force-Piloten ist; Kutyna war einige Zeit der Vorgesetzte seines Vaters. Und so stand Jens Cooper schon bald nach der Einladung mit weichen Knien vor dem Haus des Generals – und erlebte eine unvergessliche Woche.

Mit täglichen GT-Ausfahrten durch Nationalparks – unter anderem in den „Garden of God“, einem ehemaligen Indianergebiet. Mit einer faszinierenden Persönlichkeit und langen Gesprächen, die sich um dessen außergewöhnliche Karriere, aber auch viel um Autos drehten. Dabei entpuppte sich der General als leidenschaftlicher Schrauber, der viel Zeit auf Schrottplätzen zugebracht hatte.


Einen GT für den ersten Generalstern


Doch weshalb wurde er zum Opel GT-Fan? „Meinen ersten GT habe ich mir als Belohnung für meinen ersten Generalsstern zugelegt“, erzählte Kutyna seinem Gast. „Sicher gab es schnellere Sportwagen, aber die interessierten mich nicht. Mich begeisterte die Form des GT.“ Insgesamt drei davon hat er sich im Laufe der Jahre zugelegt. „Ich habe viele tolle Menschen damit kennengelernt – auch schöne Frauen“, verriet er mit einem Augenzwinkern in Richtung seiner Frau Lucy, mit der er mehr als 60 Jahre verheiratet ist. „Dass sie meine Frau werden sollte, wusste ich schon mit 20. Sie war da gerade 15.“

 


Der Nächste, bitte: Ist ja nicht so, dass Donald Kutyna und Jens Cooper jeden Tag denselben GT für ihre Ausfahrten benutzen müssen. Insgesamt drei Designikonen besitzt der General.


Studien: Donald J. Kutyna mit einem Modell der verunglückten „Challenger“-Raumfähre.

Und niemand kann den legendären GT-Werbeslogan „Nur Fliegen ist schöner“ besser nachvollziehen als Donald Kutyna, der in seinem Leben rund 4.500 Flugstunden in 25 verschiedenen Typen von Kampfflugzeugen absolvierte. Eine seiner Missionen führte ihn sogar in die Erdumlaufbahn. Aber das ist eine andere Geschichte.


Die Aufklärung des Challenger-Unglücks


Jens Cooper war schließlich auch gekommen, um es endlich genau zu erfahren: Hatte der GT nun etwas mit der Aufklärung des Challenger-Unglücks zu tun? „In der Tat“, nickte der US-General. „Ich schraubte gerade in meiner Garage an meinem GT, als mich der Physik-Nobelpreisträger Richard Feynman besuchte, der ebenfalls unserer Untersuchungskommission angehörte. Der Vergaser, den ich gerade zerlegte, verfügte über ähnliche O-förmige Gummiringe, wie sie auch die Treibstoffkammer der Challenger abgedichtet hatten. Und wir begannen darüber nachzudenken, wie sich unterschiedliche Temperaturen auf die Elastizität des Gummis auswirken könnten.“

Diese Erkenntnisse vertiefte Feynman anschließend in verschiedenen Experimenten und fand heraus: Am Tag des Unglücks war es so kalt, dass sich einzelne Dichtungsringe zusammengezogen hatten und nicht richtig dichteten. Dadurch trat Treibstoff aus, entzündete sich – und die Katastrophe nahm ihren Lauf.


Lucy und Donald J. Kutyna sind seit über 60 Jahren verheiratet.


Ganz in Weiß: Diese beiden GT nahm Jens Cooper mit nach Deutschland.

Am Ende seines Besuchs hatte der General eine große Überraschung für den deutschen Gast parat: Er bot seinem neuen Freund zwei seiner drei GT zum Kauf an – darunter auch jenen, der den entscheidenden Hinweis geliefert hatte, der General nennt ihn den „GT with International Fame“. Jens Cooper zögerte keine Sekunde.


Schatz für die Classic Werkstatt


Inzwischen steht der „GT with International Fame“ als Dauerleihgabe in der Opel Classic Werkstatt. Damit ist die Sammlung um eine Attraktion reicher – und Jens Cooper wird auch während seiner Arbeitszeit an eine unvergessliche Woche erinnert.


Dezember 2018

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Text: Eric Scherer, Fotos: privat