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Gelbe und rote Folierungen verleihen den Prototypen eine individuelle Note.
Bei einem Spiel mit verdeckten Karten soll möglichst viel geheim gehalten werden. Ersetzt man „Karten“ durch „Fahrten“ ist man beim Kern der Arbeit des Camouflage-Teams von Andreas Kubis. Es ist nämlich für die Tarnung von Opel-Prototypen verantwortlich. Aktueller Dauergast: der neue Opel Corsa.
Mit der sechsten Generation des Kleinwagens hatten die Tarn-Experten in den vergangenen Wochen alle Hände voll zu tun. Nicht weniger als 140 Exemplare wurden foliert. „Die Vorserienfahrzeuge werden für die unterschiedlichsten Testzwecke gebraucht“, sagt Kubis, der 1995 seine Karriere bei Opel startete und seit 2012 als Technical Lead Engineer Camouflage tätig ist.
Im Lastenheft der Kollegen standen dabei Fahrzeuge für Testfahrten im schwedischen Arjeplog oder für die Validation Drives in der Pfalz und in Lothringen. Für die exklusiven Tests, bei denen rund 100 europäische Journalisten die Fahreigenschaften des Fünftürers unter die Lupe nehmen durften, musste sich das Team für die beiden verschiedenen Motorisierungen etwas Spezielles einfallen lassen.
„Das Design des neuen Corsa hat allgemein sehr viele Kanten, Ecken und Einbuchtungen.“
„Um die Fahrzeuge äußerlich voneinander unterscheiden zu können, haben wir den Prototypen eine zusätzliche rote beziehungsweise gelbe Folierung verpasst“, erklärt Kubis. Jeweils rund drei Stunden benötigte das Camouflage-Team, um die farbigen Kunststoffstreifen anzubringen. An den Außenspiegeln, ober- und unterhalb der Vordertüren, auf dem Dach, über den Kotflügeln hinten über das Heck laufend sowie an den Felgen.
Zusätzliche rote und gelbe Ziffern – „01“ und „02“ – auf den Fahrer- und Beifahrertüren verliehen dem Newcomer und den Testfahrten genau jenen sportlichen Charakter, den die kurvigen Landstraßen im deutsch-französischen Grenzgebiet mit sich brachten. Schließlich steckte in den beiden rot verkleideten Erlkönigen ein 1.2 Turbo Aggregat mit 100 PS und Sechsgang-Schaltgetriebe, in den gelb beklebten Exemplaren ein 1.2-Liter-Turbobenziner mit 130 PS und Achtstufen-Automatik.
„Es wird noch einige Wochen dauern, bis sich das Fahrzeug komplett unverhüllt in der Öffentlichkeit zeigt.“
„Das Design des neuen Corsa hat allgemein sehr viele Kanten, Ecken und Einbuchtungen. Daher haben wir dieses Mal ohne 3D-Komponenten gearbeitet“, so Kubis weiter. „Trotzdem haben wir viel untergebaut – das gehört zum Tarnen einfach dazu.“
Die schwarz-weiße Folie hat Kubis eigens entwickelt. Sie hat auch schon den Insignia vor neugierigen Blicken geschützt. Etwa 85 der 60×40 Zentimeter großen Bögen hat das Team jedem einzelnen Corsa-Prototypen auf den Leib geschneidert, eher er auf die Straße durfte.
Dort werden die getarnten Corsa-Exemplare auch in den kommenden Wochen anzutreffen sein. „Bis das Auto serienreif ist, müssen unsere Ingenieure noch einige Tests mit den Erlkönigen durchführen. Es wird daher noch einige Wochen dauern, bis sich das Fahrzeug komplett unverhüllt in der Öffentlichkeit zeigt“, so Kubis.
Die kürzlich veröffentlichten Bilder des Corsa-e geben zwar bereits einen Vorgeschmack auf das, was sich unter dem Tarnkleid befindet. Bis zur offiziellen Weltpremiere auf der IAA werden die Entwicklungsingenieure das Spiel mit den verdeckten Fahrten allerdings noch fortsetzen.
Juni 2019